• Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münchhausen.
• Münchhausens’s Fahr­ten u. Abenteuer.

Die Geschich­ten um den Lügen­ba­ron, den Frei­herrn von Münch­hau­sen, las­sen sich gleich in drei Ver­lags­häu­sern bestim­men: Ein drei­tei­li­ger Bogen aus dem Hau­se Braun & Schnei­der, ein zwei­tei­li­ger Bogen aus dem Ver­lag Gus­tav Wei­se und ein Ein­zel­bo­gen von Oeh­mig­ke und Riem­schnei­der, der, da nicht Teil einer Rei­he, nur als Ver­gleichs­bo­gen dient.

Alle Bogen erzäh­len von den zahl­rei­chen Aben­teu­ern des Hie­ro­ny­mus Carl Fried­rich von Münch­hau­sens, deren lite­ra­ri­sche Ver­ar­bei­tun­gen, beson­ders von Gott­fried August Bür­ger,[1] bis heu­te bekannt sind. Zahl­rei­che Ver­fil­mun­gen, etwa von Josef Báky (BRD 1943), Ter­ry Gil­liam (GB 1988) oder Andre­as Lin­ke (BRD 2012) zeu­gen von der unge­bro­che­nen Popu­la­ri­tät des Stoffs. Zudem wur­den auch psy­chi­sche Erkran­kung, wie das Münch­hau­sen- und das Mün­chau­sen-Stell­ver­tre­ter-Syn­drom, aber auch das phi­lo­so­phi­sche Pro­blem des Münch­hau­sen-Tri­lem­mas, nach dem Lügen­ba­ron benannt.

Nicht alle Aben­teu­er las­sen sich bei Bür­ger aus­ma­chen, denn eini­ge stam­men aus einer unter dem Pseud­ony­men Forstrath Schneid­auf und Pfar­rer Zan­te her­aus­ge­ge­be­nen Münch­hau­sen-Fas­sung von 1836 (fol­gend als FSPZ mar­kiert),[2] wie­der ande­re stam­men aus W. Raibles Lügen­chro­nik des Frei­herrn von Münch­hau­sen oder sei­ne Rei­sen und Aben­teu­er zu Was­ser und zu Land (fol­gend als Raible mar­kiert).[3] Raibles Fas­sung über­rascht in der bild­li­chen Dar­stel­lung, denn sie erin­nert deut­lich an die Mün­che­ner Bil­der­bo­gen – der Künst­ler bleibt indes anonym. Nicht mar­kier­te Aben­teu­er ent­nehm man Bür­gers Aus­ga­be von 1788,[4] der Zusatz BAZ mar­kiert Aben­teu­er, die sich laut der All­ge­mei­nen Zei­tung Mün­chen in Bür­gers Lügen=Chronik oder Wun­der­ba­re Rei­se zu Was­ser und zu Lan­de und lus­ti­ge Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen, wie er die­sel­ben bei der Fla­sche im Zir­kel sei­ner Freun­de selbst zu erzäh­len pfleg­te., her­aus­ge­ge­ben 1840 in J. Scheible’s Buch­hand­lung in Stutt­gart, fin­den.[5] Die Abfol­ge der Lügen­ge­schich­ten gestal­tet sich fol­gen­der­ma­ßen: (1) Ein Pferd wird bei Schnee­wet­ter an einen Pfahl gebun­den, es taut und Münch­hau­sen muss fest­stel­len, dass er sein Huf­tier an der Spit­ze des Kirch­turms befes­tig­te. (2) Einer von Münch­hau­sens Trink­ka­me­ra­den hebt sei­ne Schä­del­de­cke ab, der Baron ent­zün­det die ent­wei­chen­den Gase. (3) Eine Flin­te wird mit Hil­fe eines Fun­kens, der dem eige­nen Auge ent­springt, ent­zün­det. (4) Münch­hau­sen füt­tert Enten mit Speck, der an einer Lei­ne hängt. Als die­se weg­flie­gen wol­len, heben sie den Baron mit in die Lüf­te. (5) Münch­hau­sen schießt Hüh­ner mit sei­nem Lade­stock. (6) Münch­hau­sen nagelt einen Fuchs an einen Baum, schnei­det ihm über das Gesicht und peitscht das rot­haa­ri­ge Tier aus sei­nem Pelz. (7) Eine blin­de Bache lässt sich von ihrem Frisch­ling füh­ren und hält des­sen Schwanz, den Münch­hau­sen abschießt, im Maul. Der Frisch­ling läuft davon, die Bache aber bleibt ste­hen, denn der Schwanz steckt noch in ihrem Maul. (8) Da ihm die Muni­ti­on aus­geht, schießt der Baron mit Kirsch­ker­nen auf einen Hirsch. Als er ihn erneut trifft, wächst auf sei­nem Haup­te ein Kirsch­baum. (9) Münch­hau­sen erlegt einen Bären mit einem Flin­ten­stein. (10) Ein Mes­ser liegt am Boden, doch der Baron sitzt auf einem Baum. Er uri­niert auf den begehr­ten Gegen­stand und hebt ihn – dank eines gefro­re­nen Urin­strahls – hoch. (11) Münch­hau­sen greift ins Maul eines Wol­fes und zieht sein Inne­res nach außen. (12) Der Rock des Barons wird nach einem Biss toll­wü­tig. (13) Münch­hau­sen ver­gisst sei­nen Hund vier­zehn Tage lang und fin­det ihn exakt an dem Ort vor, an dem er das Tier ver­gaß. (14) Ein Wind­spiel läuft sich bei der Jagd die Bei­ne ab und dient nun als Dach­s­hund. (15) Ein Hund jagt einen Hasen, bei­de wer­fen dabei. (16) Ein Pferd befin­det sich im Tee­zim­mer. (17) Münch­hau­sens Pferd wird hal­biert. (18) Mit Lor­bee­ren wird das Pferd wie­der geflickt. (19) Münch­hau­sen springt durch eine Kut­sche (Raible). (20) Der Lügen­ba­ron rei­tet auf einer Kano­nen­ku­gel. (21) Der Prot­ago­nist zieht sich selbst an sei­nem Zopf aus einem Sumpf. (22) Mit Hil­fe einer schnell wach­sen­den Boh­nen­ran­ke klet­tert Münch­hau­sen zum Mond und seilt sich wie­der ab. (23) Eine Deich­sel wird mit Honig bestri­chen, um einen Bären zu fan­gen. (24) 1. See­aben­teu­er: Ein Kro­ko­dil ver­schluckt den Kopf eines Löwen. (25) 2. See­aben­teu­er: Münch­hau­sen ent­deckt ein See­unge­heu­er (im Buch: einen Wal) und fin­det den Anker sei­nes Schiffs im Maul des Tiers. (26) 3. See­aben­teu­er: Der Lügen­ba­ron schießt auf einen Bal­lon, der zur Erde stürzt. (27) 6. See­aben­teu­er: Ein Läu­fer läuft inner­halb von 59 1/2 Minu­ten von Kon­stan­ti­no­pel nach Wien und wie­der zurück. (28) Münch­hau­sen wirft eine Kano­nen­ku­gel in das Lager sei­ner Fein­de. (Raible). (29) 6. See­aben­teu­er: Das Was­ser des Nils steigt stark an und man ret­tet sich in die Wip­fel der Bäu­me. (FSPZ). (30) Der Baron fängt eine Bom­be und wirft sie zurück in das geg­ne­ri­sche Lager (BAZ). (31) See­aben­teu­er: Münch­hau­sen ver­klei­det sich als Eis­bär, spielt mit ihnen und tötet eini­ge Tie­re. (32) 9. See­aben­teu­er: Der Hund des fabu­lie­ren­den Ade­li­gen wit­tert, wäh­rend man sich auf See befin­det, Wild. Man zieht einen Hai an Land, in des­sen Magen man sechs Reb­hüh­ner fin­det. (33) Er zer­reißt einen Löwen in zwei Tei­le (BAZ). (34) 10. See­aben­teu­er: Münch­hau­sen bereist erneut den Mond und nimmt Kon­takt zu den Ein­ge­bo­re­nen auf. (35) Der Baron erforscht den Ätna, trifft auf die inner­vul­ka­ni­sche Gesell­schaft, wird von ihnen aber bald aus dem Vul­kan gewor­fen. (36) Er erwacht in der Süd­see und ent­deckt ein Volk mit drei Bei­nen. (37) Der Baron fasst einen Bären bei den Pfo­ten und hält das Tier fest, bis es ver­hun­gert (Raible). (38) Münch­hau­sen besitzt eine Wes­te, die ihn zum Wild hin­zieht. (39) Er hebt zwei Trom­pe­ter hoch, um sei­ne Kraft zu demons­trie­ren (BAZ).Folgende Aben­teu­er lie­ßen sich in kei­ner der Aus­ga­ben aus­ma­chen und wer­den mit (/) mar­kiert: Münch­hau­sen befes­tigt eine Flin­te so an sei­nem Hund, dass die­ser mit ihr eigen­stän­dig jagen kann. Der Lügen­ba­ron rei­tet auf einem Vogel Strauß. Als Kind gibt er einem Die­ner eine Ohr­fei­ge, die sei­nen Kopf so ver­dreht, dass sein Opfer nur noch nach hin­ten gucken kann. Regel­mä­ßig muss Münch­hau­sen den Mond putzen.

Deut­sche Bil­der­bo­gen für Jung und Alt Nr. 172: Münchhausen’s Fahr­ten u. Aben­teu­er I.

Deut­sche Bil­der­bo­gen für Jung und Alt Nr. 173: Münchhausen’s Fahr­ten u. Aben­teu­er II.

Sowohl die Bogen­rei­hen als auch der Ein­zel­bo­gen zei­gen diver­se Aben­teu­er Münch­hau­sens, die in der fol­gen­den Tabel­le auf­ge­lis­tet und mit den oben fest­ge­leg­ten Num­mern ver­se­hen wer­den, um den kor­rek­ten Ver­lauf der Geschich­te zu bestim­men. Die ver­wen­de­te Induk­ti­ons­me­tho­de ist Von Sze­ne zu Sze­ne, Abwei­chun­gen fin­den sich in den grau unter­leg­ten Bereichen.

Ana­ly­se­ta­bel­le anzeigen …

In Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. und Münchhausen’s Fahr­ten u. Abe­ne­teu­er. fin­den sich eini­ge iden­ti­sche Sze­nen. Es han­delt sich um die Aben­teu­er (1), (4), (6), (7), (15), (17), (20), (21), (22) und (23), die alle bereits in Teil der Aus­ga­be Bür­gers von 1788 waren. Der drei­tei­li­ge Bogen Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen (Kor­pus 296 – 297) fügt den bekann­ten Aben­teu­ern eini­ge Erleb­nis­se hin­zu, die kei­ner Münch­hau­sen­fas­sung zuge­ord­net wer­den kön­nen. Es han­delt sich um Münch­hau­sens Ritt auf einem Vogel Strauß, der mit einer Flin­te jagen­de Hund sowie Münch­hau­sens Anstel­lung als Mondputzer.

Im Neu­rup­pi­ner Bogen Nr. 3060 aus dem Hau­se Oeh­mig­ke und Riem­schnei­der mit dem Titel Erzäh­lun­gen des Barons von Münch­hau­sen., der, ob sei­ner feh­len­den Seria­li­tät, nur zur Ver­voll­stän­di­gung auf­ge­zählt wird, sind zudem noch fol­gen­de Erleb­nis­se aufgelistet:

Panel 1	(24) Ein Kro­ko­dil ver­schluckt den Kopf eines Löwen.
Panel 2	(26) Münch­hau­sen schießt auf einen Bal­lon, die­ser stürzt zur Erde.
Panel 3	(29) Münch­hau­sen fährt auf dem Nil. Das Was­ser beginnt, bis zu den Wip­feln der Bäu­me zu stei­gen, auf dem der Prot­ago­nist Schutz sucht.
Panel 4	(27) Ein Läu­fer läuft inner­halb von 59 1/2 Minu­ten von Kon­stan­ti­no­pel nach Wien und wie­der zurück, um dem Sul­tan in Münch­hau­sens Auf­trag eine Fla­sche Alko­hol zu offerieren.
Panel 5	(31) Münch­hau­sen, als Eis­bär ver­klei­det, wird von den Tie­ren als einer von ihnen akzep­tiert. Man spielt mit­ein­an­der, ehe Bären von ihm getö­tet werden.
Panel 6	(32) Münch­hau­sens Hund wit­tert Wild; Matro­sen zie­hen einen Hai an Bord; in ihm fin­den sich sechs Rebhühner.
Panel 7	(34) Münch­hau­sen lernt auf dem Mond Ein­ge­bo­re­ne kennen.
Panel 8	(35) Münch­hau­sen erforscht den Ätna.
Panel 9	(35) Im Ätna trifft er auf eine inner­vul­ka­ni­sche Gesell­schaft, die ihn über die Funk­ti­on des­sel­bi­gen aufklären.
Panel 10	(35) Einer der Vul­ka­nier wirft Münch­hau­sen in einen tie­fen Brunnen.
Panel 11	(36) Münch­hau­sen erwacht in der Süd­see (Land, nicht direkt im Was­ser), dort trifft er auf ein Volk mit drei Bei­nen und einem Arm, auf ihrer Stirn tra­gen sie ein Horn.
Panel 12	(38) Münch­hau­sen trägt eine Wes­te, die ihn zum Wild zieht und deren Knöp­fe ihm die genaue Posi­ti­on der Tie­re verraten.

Es zeigt sich, dass wei­test­ge­hend iden­ti­sche Aben­teu­er des Barons abge­bil­det wer­den – ledig­lich der Neu­rup­pi­ner Ein­zel­bo­gen von Oeh­mig­ke und Riem­schnei­der weicht stark von den seri­el­len Bogen­in­hal­ten ab und setzt vor allem die See­aben­teu­er sowie Rei­se durch die Welt, nebst andern merk­wür­di­gen Aben­teu­ern um.[7] Bemer­kens­wert erscheint an den seri­el­len Bogen die Mög­lich­keit eines nicht fest­ge­leg­ten Rezep­ti­ons­vor­gangs: In wel­cher Rei­hen­fol­ge die ein­zel­nen Sze­nen gele­sen wer­den, bestimmt ein­zig der Rezi­pi­ent – die zuvor fest­ge­leg­te Panel­be­zeich­nung in der tabel­la­ri­schen Ana­ly­se erfolg­te dem­nach als Behelfs­lö­sung. Doch es fin­det sich in Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Ers­ter Bogen., Zwei­ter Bogen und Drit­ter Bogen. Aus­nah­men. Im ers­ten Bogen sticht das unte­re Drit­tel her­aus: ein gro­ßer Meta­pa­nel­be­reich wur­de mit drei Text­ab­schnit­ten ver­se­hen und erzählt im ers­ten Abschnitt von Münch­hau­sens Anstel­lung in Per­si­en. Zu sei­nen Auf­ga­ben gehör­te es, den Mond vom Him­mel zu holen und zu polie­ren. Naht­los an das Bild schließt die Erkun­dung des Ätnas an. Der Lügen­ba­ron befin­det sich im inne­ren des Vul­kans und trifft auf den Hei­den­gott Vul­ka­nus, der ihm eine Zyklo­pen­schmie­de zeigt und sei­ne Gat­tin, Venus, vor­stellt. Zur rech­ten Sei­te des Vul­kans befin­det sich der Baron auf See­rei­se und geht im Maul eines toten See­unge­heu­ers spa­zie­ren. Wie in Meta­pa­nels üblich, wur­de der Prot­ago­nist mehr­fach in das Bild ein­ge­fügt. Beson­ders sticht die Erkun­dung des Ätnas her­aus: Münch­hau­sen steht auf dem Vul­kan und befin­det sich zudem auch in ihm.

Im zwei­ten Bogen über­rascht das ers­te Panel: Münch­hau­sen klet­tert hier sowohl auf einer Boh­nen­ran­ke in Rich­tung des Mon­des, seilt sich par­al­lel mit einem Seil von sel­ben ab. Die im Text erwähn­ten Bären wur­den zwi­schen der Boh­nen­ran­ke und dem Mond plat­ziert. Es han­delt sich folg­lich um ein Simul­tan­bild,[8] das zwei Hand­lun­gen (Auf – und Abstieg zum / vom Mond) in einem Bild ver­eint (Induk­ti­ons­me­tho­de: Von Gegen­stand zu Gegen­stand).

Der drit­te Bogen der Rei­he wird eben­falls in der mitt­le­ren bzw. unte­ren Hälf­te sequen­zi­ell: Ein brei­tes, zwei­ge­teil­tes Panel (Panel 4: Sub­pa­nel 1 und Panel 5: Sub­pa­nel 2) teilt sich einen Bild­in­halt und zeigt, wie das hal­bier­te Pferd Münch­hau­sens sowohl vor den Toren der Stadt Deza­kow (Panel 5: Sub­pa­nel 2) als auch inner­halb sei­ner Stadt­mau­ern (Panel 4: Sub­pa­nel 1) rei­tet. Hier­bei wie­der­spricht die Blick­füh­rung der west­li­chen Lese­rich­tung, denn man sieht Münch­hau­sen inner­halb der Stadt­mau­ern, wäh­rend erst im fol­gen­den Sub­pa­nel der Blick auf das Pferd und somit vor die Toren der Stadt fällt. Im fol­gen­den Panel labt sich das Pferd an einer Trän­ke, wäh­rend das Was­ser aus sei­nem zer­teil­ten Leib läuft (Panel 6). In Panel 7 wur­de das Pferd bereits mit Lor­bee­ren geflickt.

Obschon alle drei Panels / Met­pa­nels / Simul­tan­bil­der meh­re­re Hand­lun­gen abbil­den, unter­schei­den sie sich in Detail­fra­gen. Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Ers­ter Bogen. prä­sen­tiert vier unter­schied­li­che und auf­ein­an­der­fol­gen­de Hand­lun­gen in einem Bild, wenn­gleich nur zwei von ihnen – Münch­hau­sen schaut in den Schlund des Ätna und steigt in ihn hin­ab, um dort den Herr­scher des inner­vul­ka­ni­schen Reichs zu tref­fen – direkt auf­ein­an­der fol­gen. Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Zwei­ter Bogen. prä­sen­tiert Münch­hau­sen bei der Bestei­gung des Mon­des und der anschlie­ßen­den Absei­lung, wäh­rend zwei Bären im mitt­le­ren Bild­be­reich einen tem­po­ra­len Fokus­punkt bil­den. Die Hand­lun­gen fol­gen dem­nach auf­ein­an­der. Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Drit­ter Bogen. unter­schei­det sich von den Vor­gän­ger­pa­nels enorm: Der Rezi­pi­ent sieht, wie das Pferd des Lügen­ba­rons zer­teilt wur­de. Trotz zwei­er Bild­in­hal­te und einer fei­nen Unter­tei­lung in der Mit­te des Panels schließt das Bild anein­an­der an. Die Unter­tei­lung erfolgt hier durch den bei­gefüg­ten Text:

[Panel 4, Sub­pa­nel 1] 

Einst als wir die Tür­ken nach Deza­kow hin­ein­trie­ben, war ich der ers­te von den Unse­ren und drang mit dem Fein­de in die Stadt. Ich spreng­te ihn zum andern Tor wie­der hin­aus. Mein Lit­hau­er muß­te durs­tig sein, ich ritt zum Markt­platz zurück an einen Brun­nen, und war

[Panel 5, Sub­pa­nel 2] 

erstaunt, kei­nen mei­ner Husa­ren zu sehen. Das Pferd soff ganz unmä­ßig, unna­tür­lich und woll­te nicht auf­hö­ren. Wie ich mich umsah, fand ich, daß der gan­ze Hin­ter­teil des Pfer­des fehl­te, und das Was­ser rann fort, wie es gekom­men war.[9]

Dem­nach bil­den die bei­den Supa­nels ein Bild und zei­gen nur eine Hand­lung. Kor­pus 394 bis 396 wei­sen dar­auf hin, dass meta­pa­nel­ähn­li­che Panel­struk­tu­ren in sonst sze­nisch-seri­el­len Bogen ohne fest­ge­leg­te Abfol­ge (nicht zu ver­wech­seln mit der Induk­ti­ons­me­tho­de Von Sze­ne zu Sze­ne) ver­wen­det wer­den, um nicht-sze­ni­sche Berei­che mit fes­ter Abfol­ge umzu­set­zen. Der freie Rezep­ti­ons­vor­gang wird mit ihrer Hil­fe unterbrochen.

Wäh­rend Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. drei­und­zwan­zig Panels sowie sechs Sub­pa­nels und ein Simul­tan­pa­nel in drei Bogen ver­wen­det, fin­den sich in Münchhausen’s Fahr­ten u. Aben­teu­er. sech­zehn Panels in zwei Bogen. Die Panels begren­zen sich selbst und blei­ben rah­men­los (eine umfas­sen­de Linie fehlt). Es fin­den sich kei­ne Nar­ra­ti­ons­grup­pen, denn die Rezep­ti­on des Bogens erfolgt größ­ten­teils frei. Aus­nah­men bil­den die Meta­pa­nel- / Simul­tan­be­rei­che in Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Das Meta­pa­nel in Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Ers­ter Bogen. wird als Panel­grup­pe gewer­tet und umfasst vier Hand­lungs­ele­men­te. Als Beson­der­heit muss Panel 1 in Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Zwei­ter Bogen. her­vor­ge­ho­ben wer­den: das Simul­tan­bild bil­det eine Panel­grup­pe, denn es han­delt sich um meh­re­re Hand­lungs­ab­läu­fe einer mehr­fach dar­ge­stell­ten Per­son. Im drit­ten Bogen, Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Drit­ter Bogen., fin­den sich aus­führ­li­che­re Panel­grup­pen: Panel 4 (Sub­pa­nel 1), Panel 5 (Sub­pa­nel 2), Panel 6 sowie Panel 7 bil­den eine eige­nen Panel­grup­pe. Münch­hau­sens Pferd wird zer­teilt, trinkt und wird in Panel 7 wie­der zusammengeflickt.

Auch die Lese­rich­tung bleibt in bei­den Bogen­rei­hen wei­test­ge­hend unbe­stimmt. Ledig­lich in den bereits genann­ten Meta­pa­nel- / Simul­tan­be­rei­chen ent­spricht sie in Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Ers­ter und Zwei­ter Bogen. der west­li­chen Les­art, das Bild im drit­ten Bogen steht ihr ent­ge­gen­ge­setzt. Das Ver­hält­nis von Text und Bild fällt indes wei­test­ge­hend über­schnit­ten aus, d. h. die meis­ten Panels illus­trie­ren einen Teil des Tex­tes oder fügen ihm Infor­ma­tio­nen hin­zu, die Bogen­struk­tur ent­spricht für den ers­ten und zwei­ten Bogen S 3, Abwei­chung 5 sowie für den drit­ten Bogen sowie Münchhausens’s Fahr­ten u. Aben­teu­er. S 3 Abwei­chung 10. Auf der McCloud-Rea­lis­mus­ska­la bele­gen die Illus­tra­tio­nen aller Bogen den Bereich 60 bis 64 sowie 79 bis 84.

Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. und Münchhausen’s Fahr­ten u. Aben­teu­er. zäh­len zu den Seria­li­täts­ka­te­go­rien Panel­struk­tur­bo­gen und Musik­bo­gen: a) Meh­re­re Panel­struk­tur­bo­gen erzäh­len eine Geschich­te sowie d) Meh­re­re Panel­struk­tur­bo­gen ver­wen­den iden­ti­sche Prot­ago­nis­ten in ver­schie­de­nen Aben­teu­ern (Unab­hän­gig von Ver­lag und Zeich­ner), d. h. die unter­such­ten Exem­pla­re set­zen eine Geschich­te in einer Rei­he fort und es fin­den sich auch in ande­ren Ver­la­gen Münch­hau­sen­bo­gen (als Rei­he sowie Ein­zel­bo­gen) unter­schied­li­cher Zeich­ner. Die Deut­schen Bil­der­bo­gen für Jung und Alt (Münchhausen‘s Fahr­ten und Aben­teu­er., Kor­pus 296 – 297) fol­gen direkt auf­ein­an­der – dem­nach waren sie bereits als Fort­set­zungs­bo­gen geplant. Die Rei­he der Mün­che­ner Bil­der­bo­gen unter­schei­det sich hier: Der ers­te und zwei­te Bogen (bei­de von Wil­helm Simm­ler, 1851) sind mit der Num­mer 50 und 55 ange­ge­ben, fol­gen dem­nach rasch auf­ein­an­der – der drit­te Bogen (Zeich­ner unbe­kannt, 1858) trägt indes die Num­mer 232[10] und folg­te sie­ben Jah­re nach der Publi­ka­ti­on der ers­ten bei­den Tei­le. Die­se Rei­he darf folg­lich, trotz des Ver­wei­ses auf wei­te­re Bogen, als Wie­der­auf­nah­me bezeich­net wer­den. Das Münch­hau­sen Muse­um Zürich lis­tet wei­ter­hin fünf­zehn Bil­der­bo­gen, die alle zwi­schen 1842 und 1867 publi­ziert wur­den – [11] Münch­hau­sen zählt folg­lich ein­deu­tig zu der Wie­der­auf­be­rei­tung. Wei­ter­hin zäh­len die Mün­che­ner Bil­der­bo­gen Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. ob ihrer künst­le­ri­schen Ähn­lich­kei­ten zu den Bil­dern in Raibles Lügen­chro­nik des Frei­herrn von Münch­hau­sen oder sei­ne Rei­sen und Aben­teu­er zu Was­ser und zu Land auch zum Inter­tex­tu­el­len Dia­log.

Mün­che­ner Bil­der­bo­gen Nr. 50: Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Ers­ter Bogen.

Mün­che­ner Bil­der­bo­gen Nr. 55: Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Zwei­ter Bogen

Mün­che­ner Bil­der­bo­gen Nr. 232: Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Drit­ter Bogen.

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Belege:

[1] Bei Bür­gers Münch­hau­sen han­delt es sich um eine Über­set­zung der Lügen­ge­schich­ten von Rudolf Erich Ras­pe, der im eng­li­schen Exil die „Vade­me­cum-Geschich­ten zu einer fort­lau­fen­den Erzäh­lung zusam­men [fass­te] […] und [.] vor allem den Namen und den Wohn­ort des Frei­herrn, den er mög­li­cher­wei­se noch aus der Zeit in Deutsch­land kann­te“ hin­zu­füg­te. Bür­ger kürz­te und erwei­ter­te das Ori­gi­nal und ver­öf­fent­lich­te sei­ne Fas­sung anonym und mit fal­schem Ver­öf­fent­li­chungs­ort (Lon­don). [Rutt­man, Ire­ne (Hg.): Nach­wort. In: Wun­der­ba­re Rei­sen zu Was­ser und Lan­de, Feld­zü­ge und lus­ti­ge Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Nach der Aus­ga­be von 1788. Mit einem Anhang älte­rer Lügen­dich­tun­gen. Stutt­gart 2000. S. 157 – 165.].

[2] Vgl. Schneid­auf, Forstrath et. al.: Des Frei­herrn von Münch­hau­sen höchst wun­der­ba­re Aben­theu­er aus Rei­sen zu Was­ser und zu Lan­de und in Feld­zü­gen. Auf’s neue her­aus­ge­ge­ben von dem Forstrath Schneid­auf und dem Pfar­rer Zan­te. Reut­lin­gen 1836.

[3] Vgl. Raible, W.: Lügen­chro­nik des Frei­herrn von Münch­hau­sen oder sei­ne Rei­sen und Aben­teu­er zu Was­ser und zu Land. Mit Abbil­dun­gen. Neu erzählt von W. Raible. Reut­lin­gen 1850.

[4] Bür­ger, Gott­fried August: Wun­der­ba­re Rei­sen zu Was­ser und Lan­de, Feld­zü­ge und lus­ti­ge Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Nach der Aus­ga­be von 1788. Mit einem Anhang älte­rer Lügen­dich­tun­gen. Her­aus­ge­ge­ben von Ire­ne Rutt­mann. Stutt­gart 2000.

[5] Kolb, Gus­tav und J. Alten­hö­fer (Hg.): Münch­hau­sen! In: All­ge­mei­ne Zei­tung. Bei­la­ge. Mit aller­höchs­ten Pri­vi­le­gi­en 34 (03.02.1840).

[6]Bei Gott­fried August Bür­ger erfährt man detail­liert, was der Unter­leib tat­säch­lich treibt: „Mit einem Wor­te, der Hin­ter­teil mei­nes Wun­der­pfer­des hat­te in den weni­gen Augen­bli­cken schon sehr ver­trau­te Bekannt­schaft mit den Stu­ten gemacht, die auf der Wei­de umher­lie­fen, und schien bei den Ver­gnü­gun­gen sei­nes Harems alles aus­ge­stan­de­ne Unge­mach zu ver­ges­sen. Hie­bei [sic!] kam nun frei­lich der Kopf so wenig in Betracht, daß selbst die Foh­len die die­ser Erho­lung ihr Dasein zu dan­ken hat­ten, unbrauch­ba­re Miß­ge­bur­ten waren, denen alles das fehl­te, was bei ihrem Vater, als er sie zeug­te, ver­mißt wur­de.“ (Bür­ger, Gott­fried August: Wun­der­ba­re Rei­sen zu Was­ser und Lan­de, Feld­zü­ge und lus­ti­ge Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. S. 33.)

[7] Zu fin­den in Bür­ger, Gott­fried August: Wun­der­ba­re Rei­sen zu Was­ser und Lan­de, Feld­zü­ge und lus­ti­ge Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. S. 43 – 109.

[8] Das Simul­tan­bild bezeich­net in die­sem Zusam­men­hang ein klei­nes Meta­pa­nel inner­halb einer Panel­struk­tur. Bei­de Struk­tu­ren unter­schei­den sich vor allem in ihrer Größe.

[9] Die Aben­teu­er des Frei­herrn von Münch­hau­sen. Drit­ter Bogen.

[10] Die Datie­rung und Zuord­nung zu Zeich­ner und Ste­cher gestal­ten sich pro­ble­ma­tisch. Der drit­te Bogen wird in ein­schlä­gi­gen Kata­lo­gen (Ger­ma­ni­sches Natio­nal­mu­se­um, Euro­pea­na Collec­tions und Bild­in­dex der Kunst und Archi­tek­tur) nicht gelis­tet und in Publi­ka­tio­nen sind weder Datum noch Zeich­ner genannt (Ste­cher sind oft inner­halb der Bil­der ver­merkt). Die ers­ten bei­den Bogen wer­den fol­gen­der­ma­ßen zugeordnet:

Bild­in­dex für Kunst und Archi­tek­tur bzw. Ger­ma­ni­sches Natio­nal­mu­se­um: Wil­helm Simm­ler (Zeich­ner, bei­de Bogen), A. Kunz (Ste­cher, bei­de Bogen). A. Thie­le (Ste­cher, ers­ter Bogen), Datie­rung: 1870.

(Bild­in­dex für Kunst und Archi­tek­tur: Simm­ler, Wil­helm: Münchhausen's Fahr­ten und Aben­teu­er 1. Deut­sche Bil­der­bo­gen für Jung und Alt Nr. 172. https://www.bildindex.de/document/obj00024002?part=0&medium=mi08055d03 [kon­sul­tiert am 02.08.2018]. Und: Simm­ler, Wil­helm: Münchhausen's Fahr­ten und Aben­teu­er 2. Deut­sche Bil­der­bo­gen für Jung und Alt Nr. 173.  https://www.bildindex.de/document/obj00024003?part=0&medium=mi08055d04 [kon­sul­tiert am 05.04.2018]).

Euro­pea­na Collec­tions: Wil­helm Simm­ler (Zeich­ner, bei­de Bogen), A. Kunz (Ste­cher, bei­de Bogen), Datie­rung: 1870.

(Simm­ler, Wil­helm: Münchhausen's Fahr­ten und Aben­teu­er 1. Deut­sche Bil­der­bo­gen für Jung und Alt Nr. 172. https://www.europeana.eu/portal/de/record/08547/sgml_eu_php_obj_gr018034.html?q=M%C3%BCnchhausen%27s+Fahrten+und+Abenteuer [kon­sul­tiert am 05.04.2018]. Und: Simm­ler, Wil­helm: Münchhausen's Fahr­ten und Aben­teu­er 2. Deut­sche Bil­der­bo­gen für Jung und Alt Nr. 173. https://www.europeana.eu/portal/de/record/08547/sgml_eu_php_obj_gr018035.html?q=M%C3%BCnchhausen%27s+Fahrten+und+Abenteuer [kon­sul­tiert am 05.04.2018]).

Die Münch­hau­sen Biblio­thek Zürich nennt fol­gen­de Angaben:

                Ers­ter Bogen: Oswald Sickert (Ste­cher), EA: 1851, 9. Auf­la­ge: 1862.

                Zwei­ter Bogen: Oswald Sickert (Ste­cher), EA: 1851, 9. Auf­la­ge: 1862.

                Drit­ter Bogen: Oswald Sickert (Ste­cher). EA: 1858, 9. Auf­la­ge: 1862.

(Wie­bel, Bern­hard: Münch­hau­sen Biblio­thek Zürich: http://www.munchausen.org/documents/9dMuenchhausen-BilderbogenWEB02-09.pdf [kon­sul­tiert am 05.04.2018].).

[11] Vgl. ebd.