- Kasperl-Theater. Erstes bis Sechstes Stück.
- Allerneuestes Schattenspiel für die lieben Kinder. Mit schönen Sprüchlein. Erster bis Dritter Bogen.
Das Kasperltheater zählt zu den ursprünglichsten Formen des Theaters und geht auf eine lange Tradition von Puppenspielen zurück, deren Figurenensemble sich bis zur Antike zurückverfolgen lässt: „Im Menschentheater gab es Spaßmacher schon in der Antike. Im alten Griechenland war ‚Mimus‘ und im römischen Reich ‚Maccus‘ bekannt. Mimen und Gaukler brachten später die lustige Figur auch in das Puppenspiel.“[1] Das Handpuppenspiel selbst lässt sich in Europa bereits im 13. Jahrhundert nachweisen; erste Abbildungen des Puppentheaters finden sich im 14. Jahrhundert im Alexanderroman.[2] Minuth verweist auf eine Figur mit Narrenmütze und Knüppel – letzterer sei „das Wahrzeichen des Narren“.[3] Bereits zu dieser Zeit prügelte die Figur des Narren auf andere Menschen ein, eine Grundthematik, die sich auch in späteren Varianten, etwa dem englischen Punsch and Judy Spiel, nachweisen lässt. Ihnen gemein ist die nicht verschriftlichte Spielvariante, d. h. den Stücken lagen Figuren und ihre Eigenschaften, nicht aber Text zugrunde und sie erinnern an die Serialitätskategorie Serie: „Unlike other popular puppet theaters, the theater of Punch and Judy does not perform a repertoire of different plays, but variations on a single play. This play has very little plot, but consists of a succession of scenes in which Punch encounters the hangman and the devil and either is or, more often, is not punished for his crimes.”[4] In dieser Geschichte tritt auch der Teufel auf und versucht Punch in die Hölle zu ziehen, was ihm nicht immer gelingt:
Punch resists, and there is a terrible battle, which is won sometimes by the Devil and sometimes by Punch. During the heyday of the show in the early nineteenth century, the victor was almost always Punch; […] The victory over the Devil seems to have been typically English. Hans R. Purschke describes a contrasting scene from a Viennese Kasperl show: ‘Kasperl has three murders on his conscience. Then the Devil comes in with a long, red tongue and black horns. Kasperl begs, implores, males excuses; Lucifer already has him by the nacktie; then an angel appears and rescues him. Kasperl jumps and dances. All of a sudden, Frau Kasperl returns – she has come back to life, and there is great joy.’[5]
Kasper, auch als Hanswurst, Harlekin, Punch oder Polichinell bekannt,[6] trifft neben dem Teufel auf das gleiche Figureninventar wie Don Juan – eine Figur, die, ob ihrer lockeren Sitten, immer wieder verboten wurde –[7] und gerät vornehmlich mit seiner eigenen Frau in Streit. Ebenfalls kommt es immer wieder zu Hinrichtungen, etwa bei Punch and Judy, der Punch bzw. Kasper nur entkommt, weil der Protagonist vorgibt, den Ablauf einer Exekution nicht zu verstehen und so den Henker dazu bewegt, „den Kopf in die Schlinge“ zu stecken, [8] was für den Scharfrichter tödliche Folgen nach sich zieht.[9] Szenen und Motive, die sich auch in Carl August Reinhardt Bilderbogenserie (Korpus 413 – 418) nachweisen lassen. Die Reihe aus den Münchner Bilderbogen besitzt ein wichtigen Stellenwert in der Puppentheaterforschung, denn sie ist neben einer Stücksammlung von Johannes E. Rabe ein weiteres „wertvolle[s] Zeugnis[.], wie im 19. Jahrhundert Kaspertheater gespielt wurde.“[10] Minuth verweist auf die Gemeinsamkeiten der abgebildeten Szenen, die C. Reinhardts illustrierte, mit ähnlichen Abläufen, die in Hamburg zu finden sind. Hans R. „Purschke meint sogar, einige Szenen – da Texte bayerischer Kasperspieler den Abbildungen unterlegt sind – dürften etwas älter und ursprünglicher sein. […] Alle sechs Stücke sind ganz im Stil des traditionellen Jahrmarktsspiels abgefaßt und enden mit Mord und Totschlag. Am Ende bleibt immer ein frech grinsender, sich mit Stock, Prügel und Peitsche gegen seinen Angreifer erfolgreich wehrender Kasper zurück.“[11]
Trotz der wiederkehrenden Szenen, die sich auch in dieser Reihe nachweisen lassen, kann eine exakt Darlegung der Einflüsse des Bogens nicht vorgenommen werden, denn das Puppentheater greift im 19. Jahrhundert vor allem aktuelle Themen auf und stützt sich auf Improvisationen. So gibt etwa eine andere Kasperfigur mit Namen Pulcinella – eine Urahne des Polichinell – auf der Bühne wieder, was am Tag in der Stadt oder näheren Umgebung vorfiel.[12] Eine genaue Erschließung der Quellenlage und Deutung des Stückinhalts verbietet sich somit. Eine Ausnahme bildet jedoch das erste Stück. Bei Kasperl als Rekrut in der Türkei stehen nicht etwa die Türken im Mittelpunkt der Kritik, sondern vielmehr der bayerischen Staat:
Auf den ersten Blick erinnert das Stück an die ehemalige ‚Türkengefahr‘. Mit der Darstellung von Kaspers Widerstand gegen Sultan und Feldmarschall versuchte der Puppenspieler verdeckt Kritik am bayerischen Militärwesen zu üben. Eine direkte Art, solche Respektspersonen als auslassenswert zu zeigen, hätte jedoch sofort zu einem Aufführungsverbot des Stückes geführt. […] Eine Solche Szene dürfte dem niederen Volks, dem Publikum Kaspers, aus der Seele gesprochen haben, denn immer wieder war die Bevölkerung in Kriege verwickelt. Und diese Kriege nahmen an Brutalität zu, denn die einfachen Nahkampfmittel wurden durch Flinten ersetzt. Außerdem verpflichtete die Obrigkeit nun Männer zum Waffendienst, wohingegen früher Konflikte noch mit Söldnertruppen ausgetragen wurden.[13]
In der Verweigerung des Krieges und dem Aufstand gegen die Obrigkeit sieht Minuth die wichtigste Charaktereigenschaft Kaspers im 19. Jahrhundert.[14]
Analysetabellen anzeigen …Münchener Bilderbogen Nr. 101: Kasperl-Theater. Erstes Stück: Kasperl als Rekrut in der Türkei.
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Panel 1 | Text (T): Kasperl trifft auf den Sultan. Der Sultan will fünfhunderttausend Mann in den Krieg schicken, um alle Christen umzubringen. Doch die Armee, so Kasperl, sei nicht einsatzbereit, denn es fehlen fünf Mann. Folglich befiehlt der Sultan, dass auch Kranke oder behinderte Menschen marschieren sollen, denn sein Koch brauche zehntausend Christenköpfe, um aus den Zungen Pasteten und aus den Ohren Salat machen zu können. Wer nicht marschiert, werde gehängt.
Bild (B): Sultan und Feldmarschall stehen nebeneinander und reden. Fokus (F): Sultan / Feldmarschall. Bildmittelpunkt (BM): Leer. Perspektive (P): Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Szene zu Szene. |
Panel 2 | T: Ein Werber, ein Schneider (Zwirn) und ein Jude (Schmuel) treten auf. Beide sollen in den Krieg und laufen davon. Kasperl kommt herbei.
B: Schmuel (Mitte) und Zwirn (rechts) sprechen mit dem Werber (links). F: Schmuel. BM: Schmuel. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 3 | T: Nun will der Werber Kasperl rekrutieren, dieser gibt aber vor, seinen Beruf nicht zu verstehen. Ist er nun ein Gerber oder ein Färber? Kasperl soll exerzieren.
B: Kasperl kommt herbei. F: Kasperl. BM: Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 4 | T: Kasperl bekommt eine Flinte und will Wasser hineingießen. Er schlägt dem Werber die Flinte auf den Kopf. Ein Feldmarschall tritt auf. Kasperl soll erhängt werden, gibt aber vor nicht zu verstehen, wo sein Kopf nun hineingesteckt werden soll.
B: Kasperl schlägt den Werber. F: Kasperl. BM: Kasperl und Werber. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 5 | T: Als der Feldmarschall seinen eigenen Kopf zwecks Demonstration des Galgens in die Schlinge steckt, zieht Kasperl am Seil und tötet seinen Henker.
B: Kasperl erhängt den Werber. F: Der erhängte Werber. BM: Der Galgen. P: Auf Augenhöhe (Werber). |
Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. |
Panel 6 | T: Mit Hilfe des Galgens und dem an ihm hängenden Feldmarschalls erschlägt Kasperl den Sultan.
B: Kasperl erschlägt den Sultan mit dem Galgen, an dessen Seil noch der Werber hängt. F: Kasperl mit Galgen, an dem der Werber hängt. BM: Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
Münchener Bilderbogen Nr. 102: Kasperl-Theater. Zweites Stück: Don Juan.
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Panel 1 | Text (T): Kasperl soll Don Juans letztes Hemd und seinen Mantel verkaufen, da er durstig ist. Als dieser endlich auf Don Juan trifft, gibt er vor, angeraucht zu sein. Der Schelm habe auch einen Wein gekauft, ihn aber in seinen Hut geschüttet, was zum Verlust der Flüssigkeit führte. Um nun doch an Geld zu gelangen, soll Kasperl bei Don Juans Vater, Pantolfius vorsprechen. Vor dessen Haus stehend ruft er immer wieder: „Pantoffel!“
Bild (B): Kasperl und Don Juan reden miteinander. Fokus (F): Kasperl und Don Juan. Bildmittelpunkt (BM): Leer. Perspektive (P): Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Szene zu Szene. |
Panel 2 | T: Es stellt sich heraus, dass Kasperl als Kind von Don Juan aufgenommen wurde. Pantolfius, über die Trinksucht seines Sohnes verärgert, schlägt vor, aus dem Fluss zu trinken, holt dann aber dennoch Geld, damit sich Kasperl und Don Juan Stricke kaufen können, um sich zu erhängen.
B: Kasperl spricht mit Pantolfius. F: Kasperl und Pantolfius. BM: Leer. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand |
Panel 3 | T: Kasperl stößt ihn mit der Spitze seines Huts zurück ins Haus und kehrt dann zu Don Juan zurück. Das Geld investierte er bereits in Alkohol und steht nun mit leeren Händen vor seinem Herren. Nun versucht Don Juan, bei seinem Vater Geld zu schnorren.
B: Kasperl stößt Pantolfius mit der Spitze seines Huts / seiner Narrenkappe. F: Kasperl. BM: Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand |
Panel 4 | T: Kasperl schlägt ihn mit dem Absatz seines Schuhs auf die Nase, während Don Juan verspricht, seine Seele dem Teufel zu verkaufen, würde er dafür Geld erhalten. Der Schelm ruft den Teufel an.
B: Kasperl schlägt Pantolfius mit dem Absatz seines Schuhs auf die Nase. Dabei bewegt er sein Bein mit Hilfe seiner Hände. F: Kasperl. BM: Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand |
Panel 5 | T: Der Teufel erscheint und teilt dem unglückseeligen Don Juan mit, dass seine Seele bereits Eigentum des Teufels sei.
B: Don Juan (links), der Teufel (Mitte) und Kasperl (rechts) sprechen miteinander. F: Der Teufel. BM: Teufel. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. |
Panel 6 | T: Don Juan wird vom Teufel verschleppt. Kasperl freut sich über die Ereignisse und geht ab.
B: Der Teufel umfasst Don Juan und fährt mit ihm in die Hölle. F: Teufel und Don Juan. BM: Teufel und Don Juan. P: Auf Augenhöhe. |
Münchener Bilderbogen Nr. 103: Kasperl-Theater. Drittes Stück: Frau Kasperl und die Köchin.
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Panel 1 | Text (T): Frau Kasperl braucht Geld für Zucker, Kaffee und Wein, doch auch Kasperl fehlt Geld für Wein und sie bitte Kasperl, nach Hause zu kommen. Dieser wartet aber auf seine Freundin, die für ihn kocht und der er immer wieder die Ehe verspricht.
Bild (B): Frau Kasperl umarmt Kasperl und scheint ihn küssen zu wollen. Fokus (F): Kasperl und Frau Kasperl. Bildmittelpunkt (BM): Kasperl und Frau Kasperl. Perspektive (P): Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 2 | T: Die beiden Frauen streiten sich um Kasperl.
B: Kasperl steht zwischen Frau Kasperl und Karline (seine Freundin, sie hält eine Wurst in der rechten Hand). Die Frauen streiten miteinander. F: Kasperl und die Wurst von Karline. BM: Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. |
Panel 3 | T: Beide ziehen Kasperl hin und her, er reißt sich los und flieht. Karline, Kasperls Freundin, ohrfeigt Frau Kasperl, beide prügeln sich und Karline flieht.
B: Die beiden Frauen reißen an Kasperls Armen. F: Kasperl. BM: Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. |
Panel 4 | T: Karline kehrt mit einem Besen zurück und prügelt auf Frau Kasperl ein.
B: Karline setzt mit einem Besen zum Schlag auf Frau Kasperl an. F: Karline und Frau Kasperl. BM: Frau Kasperl und Karline. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. |
Panel 5 | T: Nun kehrt Kasperl zurück, schlägt beide Frauen mit einem Knüppel nieder, wirft sie in einen Kasten und setzt sich auf diesen.
B: Karline schlägt auf Frau Kasperl ein bzw. beide Frauen befinden sich in einem Handgemenge. Kasperl kommt hinterrücks mit einer Keule an und ist im Begriff, zuzuschlagen. F: Kasperl, Frau Kasperl und Karline. BM: Kasperl, Frau Kasperl und Karline. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 6 | T: Ein Nachtwächter tritt auf und erkundigt sich nach dem verursachten Lärm. Kasperl gibt an, zwei Frauen hätten Zwetschgen kaufen wollen und er bietet dem Ordnungshüter an, von den Früchten zu kosten, er müsse nur in die Kiste greifen. Dieser wundert sich über die Frauen, doch Kasperl behauptet, die Zwetschgen lägen unter ein paar Röcken. Der Nachtwächter greift erneut in die Kiste.
B: Kasperl sitzt auf einer Kiste und hält seine Keule in der Hand. Er spricht mit dem Nachtwächter. F: Kasperl und der Nachtwächter. BM: Kasperl und der Nachtwächter. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 7 | T: Kasperl klemmt den Kopf des Nachtwächters ein und überlegt, mittels einer Schubkarre die Kiste zum Wasser zu bringen, um sie zu versenken.
B: Kasperl verklemmt den Kopf des Nachtwächters in der Kiste, auf der er noch immer sitzt. F: Kasperl. BM: Kasperl und der Nachtwächter. P: Auf Augenhöhe. |
Münchener Bilderbogen Nr. 104: Kasperl-Theater. Viertes Stück: Kasperl und der Teufel.
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Panel 1 | Text (T): Der Teufel will Kasperl zu sich holen. Er nimmt das Objekt aus dem dritten Stück, vertauscht es mit einer runden Kiste und tritt ab. Auftritt Kasperl. Der Schelm wundert sich über die gestohlene Kiste.
Bild (B): Eine runde Kiste befindet sich im Bild, im rechten Bereich sieht man die Hörner des Teufels. Fokus (F): Runde Kiste. Bildmittelpunkt (BM): Leer. Perspektive (P): Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 2 | T: Er entdeckt die Kiste des Teufels.
B: Kasperl geht an der Kiste vorbei und schaut neugierig zurück. F: Kiste und Kasperl. BM: Kasperl und die Kiste. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. |
Panel 3 | T: Kasperl wird neugierig und will wissen, was sich in der Kiste befindet.
B: Kasperl wendet sich der Kiste zu und begutachtet diese. F: Kiste und Kasperl. BM: Kiste und Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. |
Panel 4 | T: Der Schelm horcht.
B: Kasperl horcht an der Kiste. F: Kiste und Kasperl. BM: Kiste und Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. |
Panel 5 | T: Nun riecht er an der Kiste.
B: Er riecht an der Kiste. F: Kiste und Kasperl. BM: Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. |
Panel 6 | T: Kasperl entfernt den Deckel.
B: Er öffnet die Kiste und klemmt sich die Nase ein. F: Kiste und Kasperl. BM: Kiste und Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. |
Panel 7 | T: Der Teufel springt heraus und der Schelm wundert sich über das andersartige Aussehen des dunklen Herrschers. Es stellt sich heraus, dass Kasperl von des Teufels Schwager geholt werden soll. Kasperl spricht einen Bannspruch und macht den Deckel zu.
B: Der Teufel springt aus der Kiste. Kasperl ist nicht im Bild. F: Der aus der Kiste springende Teufel. BM: Kiste mit Teufel. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 8 | T: Nun setzt er sich auf die Schachtel und beschwört und bannt den Teufel immer wieder, damit dieser sich den Kopf am Deckel der Schachtel stößt. Der Teufel bittet um Nachsicht, würde er den Schelm nicht holen, bekäme er Ärger mit seiner höllischen Großmutter. Kasperl bittet darum sein Testament machen zu dürfen.
B: Kasperl, auf der Kiste sitzend, beschwört den Teufel, der mit dem Kopf an den Deckel derselben stößt. F: Kasperl auf und der Teufel in der Kiste. BM: Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 9 | T: Kasperl holt eine Keule und schlägt den Teufel nieder.
B: Kasperl erschlägt den Teufel mit seiner Keule. F: Kasperl und seine Keule. BM: Kasperl mit Keule. P: Auf Augenhöhe. |
Münchener Bilderbogen Nr. 105: Kasperl-Theater. Fünftes Stück: Das geheimnisvolle Thier.
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Panel 1 | Text (T): Kasperl trägt die runde Schachtel aus dem vierten Stück auf seinem Rücken, in ihr befindet sich Frau Kasperl. Diese schaut aus der Kiste und ohrfeigt ihren Mann.
Bild (B): Kasperl trägt die runde Kiste auf seiner Schulter, seine Frau schaut heraus. Fokus (F): Kasperl und Frau Kasperl. Bildmittelpunkt (BM): Kasperl und Frau Kasperl. Perspektive (P): Auf Augenhöhe. |
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Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. | ||
Panel 2 | T: Sie ohrfeigt ihren Mann weiter. Kasperl sieht ein geheimnisvolles Tier, das immer „Piep“ sagt. Er will es streicheln, doch es schnappt nach ihm. Der Schelm holt eine Bratwurst.
B: Während er die Kiste trägt, ohrfeigt ihn Frau Kasperl. F: Kasperl und Frau Kasperl. BM: Kasperl und Frau Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
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Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. | ||
Panel 3 | T: Kasperl füttert das Tier.
B: Kasperl will ein Tier mit einer Wurst füttern. F: Kasperl und seine Wurst. BM: Leer. P: Auf Augenhöhe. |
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Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. | ||
Panel 4 | T: Das Tier versucht Kasperls Arm zu fressen.
B: Das Tier versucht des Kasperls Arm zu fressen. F: Kasperl und das Tier. BM: Kasperls Arm im Maul des Tieres. P: Auf Augenhöhe. |
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Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. | ||
Panel 5 | T: Nun versucht es, Kasperl komplett zu fressen und beißt ihn in sein Hinterteil.
B: Das Tier beißt Kasperl in den Hintern. F: Kasperl und das Tier. BM: Kasperl Hinterteil im Maul des Tiers. P: Auf Augenhöhe. |
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Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. | ||
Panel 6 | T: Kasperl holt seine Keule, doch auch diese wird vom Tier gebissen.
B: Das Tier beißt in Kasperls Keule. F: Kasperl und das Tier. BM: Kasperls Keule. P: Auf Augenhöhe. |
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Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. | ||
Panel 7 | T: Kasperl versucht das Tier zu schlagen und läuft mit seiner Keule hinter ihm her.
B: Kasperl prügelt auf das Tier ein. F: Kasperl und das Tier. BM: Kasperl Hände, mit denen er die Keult festhält. P: Auf Augenhöhe. |
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Münchener Bilderbogen Nr. 106: Kasperl-Theater. Sechstes Stück: Kasperle und der Tod.
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Panel 1 | Text (T): Kasperl schleppt den Teufel herbei und will ihn zu des Teufels Großmutter schicken. Der Teufel sieht den Tod durch das Fenster blicken.
Bild (B): Kasperl sitzt auf dem Teufel, der so erschöpft daliegt, dass seine Zunge heraushängt und hält ihn am Nacken fest. Fokus (F): Kasperl und der Teufel. Bildmittelpunkt (BM): Kasperl und Teufel. Perspektive (P): Auf Augenhöhe. |
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Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. | ||
Panel 2 | T: Der Tod (ein Skelett) tritt auf und verkündet, dass Kasperl sterben müsse. Er könne freiwillig mit ihm gehen oder werde dazu gezwungen.
B: Kasperl spricht mit dem Tod. F: Kasperl und der Tod. BM: Leer. P: Auf Augenhöhe. |
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Indmeth. | Von Handlung zu Handlung. | ||
Panel 3 | T: Kasperl nimmt seine Keule und zerschlägt den Knochenmann.
B: Kasperl zerschlägt den Tod mit seiner Keule. F: Kasperl und die Einzelteile des Todes. BM: Kasperl und der Tod. P: Auf Augenhöhe. |
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Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. | ||
Panel 4 | T: Kasperl wendet sich an den Rezipienten und verabschiedet sich.
B: Kasperl wendet sich an den Rezipienten und hält ihm eine Sparbüchse entgegen. F: Kasperl. BM: Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
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Bei der Analyse sticht eine Korrelation zwischen der Länge des begleitenden Textes und der verwendeten Induktionsmethode heraus. Ein längerer Text wie etwa im ersten Panel des ersten Stücks, Kasperl als Rekrut in der Türkei, wird mittels eines Übergangs Von Szene zu Szene mit dem zweiten Panel verknüpft, denn es erfolgt eine große Veränderung des Orts oder der Zeit (auch Zeitsprünge sind möglich). Von Bogen zu Bogen werden die zeitlichen Abstände kürzer. Kasperl als Rekrut in der Türkei verwendet eine Induktionsmethode Von Szene zu Szene, eine Von Handlung zu Handlung sowie drei Gegenstandsübergänge. In Don Juan., dem zweiten Stück, werden ebenfalls ein Übergang Von Szene zu Szene sowie ein Handlungs- und drei Gegenstandsübergänge verwendet. Frau Kasperl und die Köchin, das dritte Stück, verzichtet auf die Induktionsmethode Von Szene zu Szene und stützt sich auf drei Gegenstands- und drei Handlungsübergänge, während Kasperl und der Teufel (Viertes Stück) drei Gegenstands- und fünf Handlungsübergänge aufweist. Ähnlich verfährt man in Das geheimnisvolle Thier: zwei Gegenstands- treffen auf vier Handlungsübergänge. Das finale Stück, Kasperl und der Tod, schließt mit zwei Gegenstandsübergängen und einem Handlungsübergang.
Insbesondere Kasperl und der Teufel überrascht in der Wahl seiner Induktionsmethoden und der Unterteilung von Zeit und Rhythmus. Panel 2 bis 6 zeigen Kasperl, der die Teufelskiste inspiziert. Die verwendete Induktionsmethoden lauten Von Handlung zu Handlung, Kasperl wird bei verschiedenen Handlungen gezeigt, währen der Text dem Bild Dialogzeilen hinzufügt (überschnittenes Text-Bild-Verhältnis – davon abgesehen verhält sich das Zusammenspiel von Text und Bild in den Bogen weitestgehend textlastig, d. h. das Bild illustriert einen Moment des Textes, fügt aber keine weiteren Informationen hinzu). Es entsteht ein kinematografischer Eindruck wie in Lothar Meggendorfers Der Japanese und sein Kind. Sehr ähnlich erzählt auch Das geheimnisvolle Thier: Panel 3 bis 7 zeigen Kasperls aufeinandertreffen und Kampf mit besagtem Tier. Der Text indes gerät etwas länger als zuvor und doch wird die Induktionsmethode Von Handlung zu Handlung gebraucht. Auch liegt ein überschnittenes Text-Bild-Verhältnis vor. Betrachtet man hierzu das dritte Stück, Don Juan, das zwischen Panel 2 und 4 Gegenstandsübergänge verwendet, die teilweise die Länge des zuvor beschriebenen Bogens einnehmen, zeigt sich, wie stark die Temporalität der Induktionsmethoden variiert.
Die kinematografischen Szenen des Bogens weisen bereits auf Panelgruppen hin. Sie finden sich in folgenden Bogen:
Bogen | Panelgruppen | Handlung |
Kasperl als Rekrut in der Türkei. | Panel 5 und 6. | Kasperl tötet den Feldmarschall mit einer List (5) und verprügelt mit dem Galgen den Sultan (6). |
Don Juan. | Panel 3 und 4, Panel 5 und 6. | Kasper stößt Pantolfius mit seiner Kappe (3) und tritt ihn ins Gesicht (4). Der Teufel erscheint (5) und verschleppt Don Juan (6). |
Frau Kasperl und die Köchin. | Panel 2 bis 5, Panel 5 und 6. | Frau Kasperl und Karline treffen aufeinander (2), geraten in Streit (3), verprügeln sich gegenseitig (4), Kasperl verprügelt die Frauen (5).
Kasperl trifft auf den Nachtwächter (5) und klemmt ihn in die Kiste ein (6). |
Kasperl und der Teufel. | Panel 2 bis 6. | Kasperl untersucht eine Kiste. |
Das geheimnisvolle Thier. | Panel 1 und 2, Panel 3 bis 7. | Kasperl streitet sich mit seiner Frau, die noch immer in der Kiste sitzt (1 und 2), Kasperl entdeckt (3) und kämpft (4 bis 7) mit dem unbekannten Tier. |
Kasperl und der Tod. | / | / |
Die Induktionsmethoden der Panelgruppen entsprechen immer Von Handlung zu Handlung bzw. Von Gegenstand zu Gegenstand. Wird Von Gegenstand zu Gegenstand verwendet, sind die temporalen Verhältnisse des Textes größer, als die der Bilder, d. h. die Bilder scheinen in kurzen Abständen (Von Handlung zu Handlung) aufeinander zu folgen, während die eigentliche Zeit durch den Text reguliert wird (Von Gegenstand zu Gegenstand). Auch Narrationsgruppen sind Teil des Bogens:
Bogen | Narrationsgruppen | Handlung |
Kasperl als Rekrut in der Türkei. | Panel 1. | Der Sultan gibt den Kriegsbefehl (1). |
Panel 2. | Der Werber trifft auf den Juden und den Schneider (2). | |
Panel 3 bis 6. | Kasperl tritt auf und besiegt die Staatsmacht (3 bis 6). | |
Don Juan. | Panel 1. | Don Juan und Kasperl beschließen den Besuch Kaspers bei Pantolfius (1). |
Panel 2 bis 4. | Kasperl trifft auf Pantolfius und prügelt ihn (2 bis 4). | |
Panel 5 und 6. | Der Teufel tritt auf und verschleppt Don Juan (5 und 6). | |
Frau Kasperl und die Köchin. | Panel 1. | Kasperl und Frau Kasperl diskutieren die Ausgangslage (1). |
Panel 2 bis 5. | Karline kommt hinzu und ein Streit entfacht (2 bis 5). | |
Panel 6 bis 7. | Der Nachtwächter tritt auf, greift in die Kiste und wird in sie geklemmt (6 bis 7). | |
Kasperl und der Teufel. | Panel 1. | Der Teufel platziert eine Kiste (1). |
Panel 2 bis 6. | Kasperl inspiziert die Kiste (2 bis 6). | |
Panel 7 bis 9. | der Teufel erscheint und Kasperl verprügelt ihn (7 bis 9). | |
Das geheimnisvolle Thier. | Panel 1 und 2. | Kasperl streitet noch immer mit Frau Kasperl (1 und 2). |
Panel 3 bis 7. | Er entdeckt das Tier und verprügelt es (3 bis 7). | |
Kasperl und der Tod. | Panel 1. | Kasperl verprügelt den Teufel (1). |
Panel 2 bis 3. | Der Tod tritt auf und wird verprügelt (2 bis 3). | |
Panel 4. | Kasperl beschließt das Stück mit einem Appell an den Rezipienten (4). |
Anders als in den zuvor analysierten Reihenbogen spielt die Handlung in einem Puppentheater,[16] die verwendete Perspektive kann demnach nicht variieren. Trotz des Puppenkastens sieht der Rezipient jedoch zu keinem Zeitpunkt alle Ränder desselben. Dass es sich um einen Puppenkasten handelt, wird im letzten Panel des sechsten Bogens, Kasperl und der Tod (Kasperl durchbricht die vierte Wand und wendet sich direkt an den Zuschauer), sowie in Panel 1 (Kasperl verprügelt den Teufel) und im ersten Bogen, Kasperl als Rekrut in der Türkei (Kasperl verprügelt den Werber), deutlich. Panel 3 im sechsten Bogen, Kasperl und der Tod (Kasperl zerschlägt den Tod, der in Gestalt eines Skeletts erscheint mit seiner Keule), verwendet i. Ü. keine Speedlines, obschon der Knochenmann zerberstet. Weder die Knochen noch die Keule sind in der Bogenreihe jemals von Speelines umgeben. Die Actionsequenzen sind demnach eingefrorene Momente.
Der Bogen wird von oben nach unten sowie von links nach rechts gelesen, d. h. er ist in zwei senkrechte Spalten unterteilt und entspricht somit der westlichen Leserichtung. Abgesehen vom ersten Bogen, Kasperl als Rekrut in der Türkei, bauen die Bogen der Reihe aufeinander auf, d. h. die Handlung verhält sich Bogenübergreifend: Der zweite Bogen stellt den Teufel vor, im dritten Bogen trifft Kasperl auf seine beiden Frauen und sperrt sie und einen Nachtwächter in eine Kiste ein (die ‚Frauenkiste‘), im vierten Bogen tauscht der Teufel die Kiste aus und es kommt zu einer Schlägerei mit dem dunklen Herrscher, im fünften Bogen – Kasperl trägt die Frauenkiste bei sich – entdeckt er ein seltsames Tier und im sechsten Bogen begegnet er erneut dem Teufel sowie dem Tod Höchstselbst. Es sei festzuhalten, dass die Bilderbogenreihe sowohl als sequenzielle Geschichte als auch als Storyboard / Szenenbuch verwendet werden kann und – ein Hinweis auf die jeweils auftretenden Personen findet sich noch vor der illustrierten Geschichte des jeweiligen Bogens – vermutlich auch als solches konzipiert wurde.[17] Die Struktur entspricht S 3, Abweichung 5 und auf der McCloud-Realismusskala belegen die Bogen den Bereich 49 bis 57 sowie 64 bis 69 – es handelt sich somit um detailliert-realistische, wenn auch überzeichnete Figuren.
Kasperl tritt indes noch in einer weiteren relevanten Bogenreihe der Münchener Bilderbogen auf.[18] In Allerneuestes Schattenspiel für die lieben Kinder. Mit schönen Sprüchlein (Korpus 435 – 437), erlebt er neue Abenteuer, die sich deutlich von den anderen Bogen unterscheiden, da sie nur Silhouetten zeigen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beauftragte der Verlag Braun & Schneider Silhouettenkünstler für die Münchener Bilderbogen. Wie man dem Begleittext der virtuellen Ausstellung Der Engel Lichterglanz und schwarze Narretei. Winter im Münchener Bilderbogen der Universitätsbibliothek Regensburg entnehmen kann, stammt der erste Bogen dieser Art von Kaspar Braun. Die Bauernkirchweih (Münchener Bilderbogen Nr. 107, nicht im Korpus) sei demnach enorm erfolgreich gewesen:
Das Publikum war von den überzeichneten Gesten der schwarzen Figuren so angetan, dass sich der Verlag entschloss, noch im gleichen Jahr drei weitere Schattenbogen herauszubringen. Das Gastmal (Nr. 111), ebenfalls ein Entwurf von Kaspar Braun greift die Handlung der Bauernkirchweih auf und transportiert sie in den Salon herrschaftlicher Kreise […]. Drei Nummern später entführt uns Pocci mit Harlekin und Columbine in die phantasievolle Abenteuerwelt seines gerissenen Kasperls. […] Bis zum 48. Jahrgang (1895/96) erschienen mehr als 60 Schattenbogen, die sich ihres treuen Publikums fast ein halbes Jahrhundert hinweg gewiss sein konnten.[19]
Dass man die grundlegende Geschichte aus Die Bauernkirchweih in Das Gastmal erneut erzählte und die Handlung des Bogens lediglich von einem Volksfest auf einen anderen Stand übertrug, spricht für eine Neigung der Bilderbogenproduzenten zur Wiederaufbereitung aus finanziellen Aspekten. Neben der Geschichte wird folglich auch die optische Aufbereitung derselben übernommen, um möglichst exakt den Geschmack des Kunden zu treffen. Auch in Hinblick auf die mögliche Kundschaft geht man keine Kompromisse ein und vermerkt z. B. in späteren Bogen Franz von Poccis, dass es sich bei ihr um Kinder handele.[20]
Anders als die übrigen Untersuchungsgegenstände, erzählen die drei Bogen Poccis keine fortlaufende Geschichte, sondern teilen die Bogen in mehrere Erzählungen auf. Eine Hirschjagd steht auf einem Blatt mit Szenen aus dem Soldatenleben und allerlei unabhängigen Einzelbildern (Erster Bogen), die Reise eines Lords zu einem Dom teilt sich das Blatt mit Jahrmarktsgeschichten und erneut unabhängigen Einzelbildern (Dritter Bogen). Was die Reihe allerdings hervorhebt: Kasperl gibt im zweiten und dritten Bogen ein Gastspiel. Im zweiten Bogen reist er auf dem Meer, wird von einem Hai gefressen und ausgespuckt, erregt die besondere Aufmerksamkeit einiger Menschenfresser, wird von einem Vogel gerettet, der ihn zurück in die Heimat trägt und findet sich in den Armen seiner Frau und Kinder wieder. Kasperls Abenteuer enden nach nur acht Panels – der Rest des Bogens erzählt die Geschichte eines Jägers auf der Hasenjagd. Seinen letzten Auftritt findet man im neunten Panel des dritten Schattenspiels: Eine Gruppe von Jahrmarktsbesuchern wohnt einem Kasperletheater bei („Das allerliebste ist mir doch, / Wenn Kasperl guckt aus seinem Loch.“[21])
Eine Kategorisierung der drei Bogen fällt schwer, denn untereinander haben sie keinerlei Bezug zueinander. Sie folgen direkt aufeinander (Münchener Bilderbogen Nr. 154, 155 und 156) und es verbindet sie kein erzählerischer Zusammenhang. Bezieht man indes die zuvor analysierte Bogenreihe des Kasperl-Theaters mit ein, die auch innerhalb der Münchener Bilderbogen vor Allerneuestes Schattenspiel für die lieben Kinder. erscheint (Nr. 101 – 106), so kann man, was die Figur des Kasperls betrifft, von einer Wiederaufnahme sowie einer Serie sprechen: Ein Bilderbogenprotagonist erscheint in einem Bogen erneut, der Verleger fällt identisch aus und zwischen den Bogenreihen liegen lediglich 48 Exemplare. Die tabellarische Analyse offenbart jedoch noch weitere Besonderheiten.
Analysetabelle anzeigen …Münchener Bilderbogen Nr. 154: Allerneuestes Schattenspiel für die lieben Kinder. Mit schönen Sprüchlein. Erster Bogen. | |
Panel 1 | Text (T): „Es zieht beim heißen Sonnenstrahl / Der Hirsch zur Kühlung in das Thal.“
Bild (B): Ein Hirsch steht zwischen zwei Tannen. Fokus (F): Hirsch. Bildmittelpunkt (BM): Hirsch. Perspektive (P): Establishing Shot. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 2 | T: „Wenn in dem Dörflein Niemand wacht, / Steht still der Wächter durch die Nacht.“
(Das Dorf ist zu sehen)
B: Ein Haus zwischen Tannen. F: Haus. BM: Haus. P: Establishing Shot. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 3 | T: (Text siehe Panel 2, nun wird der Wächter mit seinem Hund abgebildet.)
B: Wächter mit Hund. F: Wächter mit Hund. BM: Wächter mit Hund. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 4 | T: „Oh weh! es ist ein Schuß gescheh’n; / Nun könnt den Hirsch ihr fallen seh’n.“
B: Fallender Hirsch. F: Hirsch. BM: Hirsch. P: Auf Augenhöhe. |
Indmet. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 5 | T: „Der Jäger mit dem grünen Hut / Freut sich, daß er getroffen gut.“
B: Jäger mit Pfeife, Gewehr und Hut. F: Jäger. BM: Jäger. P: Auf Augenhöhe. |
Indmet. | Paralogie. |
Panel 6 | T: „Bauer, Bäuerin und ihr Gesind’ / Geh’n auf die Wiese ganz geschwind.“
B: Bauer, Bäuerin und Kinder. F: Bauer, Bäuerin und Kinder. BM: Bauer, Bäuerin und Kinder. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 7 | T: „Ein großer Wagen fährt daher / Mit dust’gem Heu beladen schwer.“
B: Heuwagen. Er wird von Eseln gezogen, auf denen eine Person mit Peitsche reitet. Auf dem Heuwagen sitzen zwei weitere Personen und hinter ihm geht eine Person her, die eine Harke trägt. F: Heuwagen. BM: Heuwagen. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 8 | T: „Es will des Waldhorn’s lust’ges Schallen / Dem alten Förster stets gefallen; / Der hat gesteckt die Pfeif’ ins Maul / Und steht vor seiner Thüre faul.“
B: Ein Hund, zwei Waldhornbläser, ein kleiner Tisch auf dem ein Krug steht, eine Häuserfront, an der ein Hirschgeweih befestigt ist. F: Waldhornbläser. BM: Waldhornbläser. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 9 | T: (Bildliche Darstellung der zweiten Hälfte des Textes aus Panel 8: Der alte Förster steht vor seiner Tür und raucht.)
B: Förster mit Pfeiffe. F: Förster. BM: Förster. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie |
Panel 10 | T: „Da bringen sie den Hirsch einher / Und es erfreu’n sich alle sehr.“
B: Pferdegespann mit Wagenführer und dem toten Hirschen. F: Pferdegespann. BM: Pferdegespann. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 11 | T: „Vivat, es leb’ der Schütze hoch, / Und schieße manches Hirschlein noch!!“
B: Im Gasthaus: zwei Personen prosten sich zu, ein Hund sitzt neben einem Stuhl und der Wirt bringt neuen Wein. F: Trinkende Gäste. BM: Trinkender Gast in der Mitte. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 12 | T: „Durch das Stadtthor geht es aus und ein, / Dabei ist auch manch Eselein.“
B: Stadttor mit Wächter, vor bzw. neben dem Tor gehen eine gebückte Bäuerin, ein Hund, ein Esel sowie ein Mann mit Leiter. F: Stadttor. BM: Frau mit Korb und Esel. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 13 | T: „Vierspännig fährt ein reicher Mann; / Ich geh’ zu Fuß, was liegt mir d’ran.“
B: Vierspanner mit Pferden, Passagier sowie Personal. F: Kutsche. BM: Kutscher. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 14 | T: „Gibt’s Krieg, so wird gleich exerziert. / Und vor dem General manövriert.“
B: Berittene Soldaten, die gegen Fußsoldaten in den Krieg ziehen. F: Soldaten und Fußsoldaten. BM: Soldaten und Fußsoldaten. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 15 | T: „Will ein Soldat nicht gleich parieren, / Wird er’s bald auf dem Buckel spüren.“
B: Zwei Soldaten züchtigen einen auf einem Tisch festgebundenen dritten Soldaten. F: Soldaten und ihr Opfer. BM: Leer. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie |
Panel 16 | T: „Die Einen müssen Säcke tragen, / Die Andern sich am Schreibtisch plagen.“
B: Zwei Personen tragen Säcke zum Müller, der diese zusammen mit seinem Hund in Empfang nimmt, während er Pfeife raucht. F: Sackträger. BM: Mittlerer Sackträger. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 17 | T: (Bildliche Darstellung der zweiten Hälfte des Textes aus Panel 16: Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch und notiert etwas mit einer Feder.)
B: Ein Mann sitzt an einem Tisch neben einem Bücherstapel und schreibt. F: Mann an Tisch. BM: Mann und Tisch. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 18 | T: „Willst eine Bretzel, willst einen Weck’ / Trag’ deinen Kreuzer nur zum Bäck’.“
B: Beim Bäcker: Zwei Jungen essen Brot bzw. eine Bretzel und spielen mit einem Hund. F: Jungen mit Hund. BM: Hund. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 19 | T: „Wenn Kinder aus der Schule laufen, / Ist’s gar nicht schön, daß sie gleich raufen.“
B: Rangelnde Kinder. F: Kinder. BM: Kinder. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 20 | T: „Hick, hack, hick, hack, Zimmerleut / Trinken besser als Arbeit freut.“
B: Zwei Zimmerleute bearbeiten einen Baumstamm, auf dem ein Zirkel steckt, mit Äxten. F: Zirkel. BM: Zirkel. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 21 | T: „Da kömmt der Küster mit dem Schlüssel / Und geht nach Haus zur Suppenschüssel.“
B: Der Küster hält Schlüssel in der Hand. F: Küster. BM: Küster. P: Auf Augenhöhe. |
Münchener Bilderbogen Nr. 155: Allerneuestes Schattenspiel für die lieben Kinder. Mit schönen Sprüchlein. Zweiter Bogen. | |
Panel 1 | T: „Mit Dampf und Segel übers Meer, / Zieh’n große Schiffe ferne her.“
B: Ein Segelschiff und ein Dampfschiff fahren über das Meer. F: Segelschiff. BM: Segelschiff und Dampfer. P: Establishing Shot. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 2 | T: „Der Kasperl in seinem Schifflein da / Will segeln nach Amerika.“
B: Kasperl sitzt auf einem kleinen Segelboot und rudert. F: Kasperl auf Segelboot. BM: Kasperl auf Segelboot. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 3 | T: „Ein Haifisch hat ihn gleich gefressen, / ist ihm gar schwer im Magen gesessen; / D’rum speit er ihn bald wieder aus, / Da er verdaut nicht solchen Schmaus.“
B: Ein Haifisch speiht Kasperl aus und der Schelm fliegt auf eine kleine Insel. F: Haifisch und Kasperl. BM: Haifisch und Kasperl P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 4 | T: „Auf einer Insel ganz allein / Muß nun der arme Kasperl sein; / Doch ein paar Dutzend Menschenfresser, / Die wetzen schon ihr scharfes Messer;“
B: Drei Eingeborene mit Messer, Speer und Keule. F: Eingeborene. BM: Eingeborene. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 5 | T: „Es wird auch gleich ein Spieß gedreht, / Wobei voll Angst der Kasper steht.“
B: Ein hinterlistig dreinschauender Eingeborener sitzt neben einem Drehspieß am Feuer, Kasperl steht ängstlich daneben. F: Spieß. BM: Spieß. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 6 | T: „Ein Vogel kömmt geflogen / Hat ihn gleich bei der Hos‘ gezogen;“
B: Ein Vogel trägt Kasperl davon. F: Vogel mit Kasperl. BM: Vogel mit Kasperl. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 7 | T: „Trägt ihn zurück ins Vaterland, / Allwo er einen Reiter fand,“
B: Kasperl und ein Reiter reiten. F: Reiter. BM: Reiter. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 8 | T: „Der ihn zu Frau und Kindern bringt, / Wo man vor Freude tanzt und springt.“
B: Kasperl trifft auf seine Frau und Kinder. Ein kleiner Hund begrüßt ihn. F: Kasperls Familie und Kasperl. BM: Kasperls Kinder. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 9 | T: „Manch‘ Kindlein auf dem Kirchhof ruht, / Gott nahm’s zu sich in seine Hut! / Ihr lieben Eltern, o weint doch nicht, / Das Kind erfreut des Himmels Licht.“
B: Eine Kirche mit Kirchhof und Bäumen. F: Kiche und Kirchhof. BM: Kirche und Kirchhof. P: Establishing Shot. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 10 | T: „Da springet auf dem grünen Hasen / Das lustige Volk der Sommerhasen.“
B: Hasen zwischen Pflanzen. F: Hasen. BM: Hase. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 11 | T: „An Kraut und Rüben sie nagen, / Das will dem Bauer nicht behagen.“
B: Ein Bauer zwischen Feld und Bäumen. Auf einem Zaun sitzt ein Vogel. F: Bauer. BM: Bauer. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 12 | T: „Wie schnell thut so ein Häslein laufen / Setzt sich bisweilen zum Verschnaufen.“
B: Ein Hase läuft. F: Hase. BM: Hase. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 13 | T: „Wenn’s einen Klappermann erblickt, / Das arme Häslein arg erschrickt.“
B: Zwei Hasen stehen zur linken und rechten Seite eines Klappermanns. F: Klappermann. BM: Klappermann. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 14 | T: „Und kömmt der Jäger mit dem Gewehr, / Ach! da schrickt es noch viel mehr.“
B: Der Jäger schießt die Hasen. Hinter ihm steht der Klappermann. F: Jäger. BM: Flinte (Jäger). P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 15 | T: „Guten Morgen, guten Morgen, mein Herr Koch, / Da bring’ ich euch zwei Braten noch.“
B: Jäger hält zwei Hasen in der Hand, ein Koch steht zwischen dem Jäger und seiner Küche. F: Koch. BM: Koch. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 16 | T: „Pasteten, Fasanen und Salat / Nicht jeder auf seinem Tische hat.“
B: Ein Mahl wird aufgetischt. Hinter den Küchengehilfen befindet sich ein Hund. F: Diener. BM: Diener. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 17 | T: „Die Sonne sticht, wie ist es heiß! / Ein jeder kömmt sogleich in Schweiß; / Und regnet’s beim Gewitter dann, / Wird durch und durch naß Weib und Mann!“
B: Verschiedene Personen stehen im Regen. F: Personen mit Regenschirmen. BM: Frau mit Regenschirm. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Szene zu Szene. |
Panel 18 | T: „Der Blitz hat dorten eingeschlagen, / Nun müssen Feuerspritzen jagen;“
B: Die Feuerwehr rückt an. F: Feuerwehr. BM: Feuerwehr. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 19 | T: „Nicht selten kommen sie zu spät, / Da alles schon in Flammen steht!“
B: Häuser liegen in Schutt und Asche. F: Häuser. BM: Häuser. P: Establishing Shot. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 20 | T: „Verbrannt ist alles, der Jammer groß / Da stehen sie im Hemdlein bloß!“
B: Wehklagende Personen. F: Wehklagende Personen. BM: Wehklagende Personen. P: Auf Augenhöhe. |
Münchener Bilderbogen Nr. 156: Allerneuestes Schattenspiel für die lieben Kinder. Mit schönen Sprüchlein. Dritter Bogen., Korpus 437 | |
Panel 1 | T: „Seht ihr den Dom aus alter Zeit, / In seiner Wunderherrlichkeit.“
B: Ein Dom. F: Dom. BM: Dom. P: Establishing Shot. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 2 | T: „Um solches Monument zu seh’n, / Will mancher Lord auf Reisen geh’n,“
B: Ein Lord in seiner Kutsche. F: Kutsche, BM: Kutscher auf Kutsche. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 3 | T: „Das Posthorn schallt, es hört’s der Wirt, / Der gleich den Lord aufs Zimmer führt : / Verlanget der dann seine Zeche : / Denkt sich der Wirt : Jetzt, Lord, jetzt bleche !“
B: Wirt, Lord und Diener, die Koffer tragen. F: Lord. BM: Lord. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 4 | T: „Doch Handwerksburschen müd und arm, / Marschieren her, daß Gott erbarm‘; / Und kommen sie, kräht schon der Hahn / Und Bauers Hündlein klafft sie an.“
B: Handwerksburschen gehen auf einen Bauernhof zu. Ein Hund befindet sich im Sprung, ein Hahn sitze zusammen mit Vögeln auf einem Vorbau. F: Handwerksbursche. BM: Handwerksbursche. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 5 | T: „Der Jahrmarkt bietet manchen Spaß, / Seiltänzer oder sonst etwas.“
B: Eine Jahrmarktsszene. Ein Seiltänzer stolziert auf einem Seil. F: Seiltänzer. BM: Seil. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 6 | T: „Zum Beispiel: Affen und Dromedar, Zur Trommel tanzt ein Brummbär gar ;“
B: Drei Affen und ein Dromedar. Ein Affe reitet auf dem Dromedar. F: Affen. BM: Affe auf Dromedar. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 7 | T: (Bildliche Darstellung der zweiten Hälfte des Textes aus Panel 6: Der Brummbär tanz.)
B: Zwei Musikanten spielen auf, ein Tanzbär tanzt an einer Leine, die sein Domteuer hält. F: Bär. BM: Bär. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 8 | T: „Ein Springer auf dem Pferde steht, / Das im Galoppe ringsum geht ;“
B: Zwei Personen voltigieren auf einem Pferd. F: Springer. BM: Springer. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 9 | T: „Das allerliebste ist mir doch, Wenn Kasperl guckt aus seinem Loch.“
B: Personen verschiedenen Alters schauen sich ein Kasperltheater an. F: Personen und Kasperltheater. BM: Leer. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 10 | T: „Ein Gauner wird hier arretiert / Und ins Gefängnis abgeführt.“
B: Ein Verbrecher wird ins Gefängnis geführt. F: Polizist. BM: Polizist. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 11 | T: „Setzt sich auf seinen mut’gen Rappen / Ihm folgen zu Fuß die tapf’ren Knappen ;“
B: Vier Knappen. F: Knappen. BM: Knappen. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gegenstand zu Gegenstand. |
Panel 12 | T: „Schon glänzt die Burg im Abendschein, / Als Sieger zieht der Ritter ein !“
B: Eine Burg auf einem Felsen. In des Felsens Hohlräumen befinden sich Wächter. F: Burg. BM: Burg. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth: | Paralogie. |
Panel 13 | T: „Sankt Niklas kömmt zu frommen Kinderlein / Zu schlimmen der Pelzmärtel hintendrein;“
B: Sankt Niklas mit einer Rute steht vor flehenden Kindern. F: Kinder und Sankt Niklas. BM: Leer. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt. |
Panel 14 | T: „Die Englein fliegen in den Tannenwald, / Da steh’n die Bäumlein lichterhelle bald.“
B: Ein Engel schwebt zwischen zwei Weihnachtsbäumen. F: Engel. BM: Engel. P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Paralogie. |
Panel 15 | T: „Hälst du dem Esel ein Lernbüchlein vor / Er bleibt doch dumm, wenn er auch spitzt sein Ohr.“
B: Zwei Personen versuchen einem Esel das Lesen beizubringen. F: Lesender Esel. BM: Esel (Kopf). P: Auf Augenhöhe. |
Indmeth. | Von Szene zu Szene. |
Panel 16 | T: „Und er nichts lernet mit Vernunft, / Gehört bald zur Narrenzunft.“
B: Drei Narren stolzieren. F: Narren. BM: Narr. P: Auf Augenhöhe. |
Die Analyse der Induktionsmethode überrascht, denn es handelt sich bei den drei Bogen um eine Reihe, die, im Gegensatz zu den anderen (seriell-)sequenziellen Bogen, die Induktionsmethoden Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt 14 Mal (Erster Bogen: 4; Zweiter Bogen: 3; Dritter Bogen: 7), die Paralogie 18 Mal (Erster Bogen 11; Zweiter Bogen 2; Dritter Bogen: 5), Von Szene zu Szene 2 Mal (Erster Bogen 0; Zweiter Bogen 1; Dritter Bogen 1) und Von Gegenstand zu Gegenstand 20 Mal verwendet (Erster Bogen: 5; Zweiter Bogen: 13; Dritter Bogen 2), was einem prozentualen Anteil von 25,9 % (Gesichtspunkt), 33,4 % (Paralogie), 37,0 % (Gegenstand) und 3,7 % (Szene) entspricht und sich demnach stark von den Erhebungen der Kapitel II. III: a) Metapanel und b) Panelstrukturbogen unterscheidet. Der Gesichtspunktübergang sowie die Paralogie weisen auf eine impressionistische Erzählweise hin, denn erstere „übergeht größtenteils den Aspekt der Zeit und lässt stattdessen den Blick über verschiedene Aspekte eines Ortes, einer Idee oder einer Stimmung schweifen“,[22] während letztere „keinerlei logischen Bezug zwischen den Panels herstellt“.[23]
Die Paralogie verbindet folglich die einzelnen Handlungsabschnitten miteinander – im ersten Bogen etwa Panel (5) → (6), (9) → (10), (11) → (12), (12) → (13), (13) → (14), (15) → (16), (16) → (17), (17) → (18), (18) → (19), (19) → (20) sowie (20) → (21), im zweiten Bogen die Panels (8) → (9) und (16) → (17) und im dritten Bogen Panel (3) → (4), (4) → (5), (10) → (11), (12) → (13) sowie (14) → (15). In der nachfolgenden Tabelle wird sich zeigen, dass die Paralogie mit den Handlungsabschnitten, die nicht mit Panelgruppen verwechselt werden dürfen, korreliert (vgl. nachfolgende Tabelle). Lediglich zwei Ausnahmen lassen sich bestimmen. Im ersten Bogen verbindet die Paralogie den Illustrierten Spruch der Panels 16 und 17 – der Zusammenhang ergibt sich einzig durch den begleitenden Spruch – und im zweiten Bogen zwischen der Jagdszene (Panel 9 – 15) und dem Bild ohne Zusammenhang (Panel 16). Panel 15 zeigt einen Jäger, der einem Koch zwei Hasen aushändigt, Panel 17 präsentiert zwei Diener, die Pasteten und Fasane herbeitragen, doch der Zusammenhang besteht hier einzig in der Assoziation Koch → Essen. Man könnte demnach auch eine Induktionsmethode Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt vermuten, dennoch befinden sich die Bilder in keinem narrativen Zusammenhang und es erfolgt ein großer Szenenwechsel.
Bogen | Panels | Handlungsabschnitte |
Erster Bogen. | Panel 1 – 5. | Jagdszene I / II. |
Panel 6 – 9. | Szenen aus dem Landleben. | |
Panel 10 – 11. | Jagdszene II / II. | |
Panel 12 und 13. | Bilder ohne Zusammenhang. | |
Panel 14 – 15. | Szenen aus dem Soldatenleben. | |
Panel 16 – 17. | Illustrierter Spruch. | |
Panel 18 – 21. | Bilder ohne Zusammenhang | |
Zweiter Bogen. | Panel 1 – 8. | Kasperls Abenteuer auf See und zu Land. |
Panel 9 – 15. | Jagdszene. | |
Panel 16 | Bild ohne Zusammenhang. | |
Panel 17 – 20. | Gewitter und Feuerwehreinsatz. | |
Dritter Bogen. | Panel 1 – 3. | Adelsszenen. |
Panel 4. | Bilder ohne Zusammenhang. | |
Panel 5 – 10. | Jahrmarktsszenen. | |
Panel 11 – 12. | Bilder aus dem Ritterleben. | |
Panel 13 – 14. | Nikolaus und Weihnachten. | |
Panel 15 – 16. | Gelehrte und Narren. |
Die Handlungsabschnitte umfassen demnach verschiedene Episoden, wobei Jagdszenen I und II (die Jagdszene im dritten Bogen führt explizit nicht die Jagdszenen des ersten Bogens fort), sowie Kasperls Abenteuer auf See und zu Land (Zweiter Bogen), die Jahrmarktsszenen (Dritter Bogen) sowie Gewitter und Feuerwehreinsatz (Zweiter Bogen) Geschichten erzählen, die sich auch in Narrationsgruppen unterteilen lassen (hinzu kommt die kurze Adelsszene des dritten Bogens). Der Handlungsabschnitt Gelehrte und Narren enthält zudem einen Intertextuellen Dialog zu Tyll Eulenspiegel: Zwei Personen versuchen, einem Esel das Lesen beizubringen, scheitern aber daran und es wird darauf verwiesen, dass jener, der „nichts lernet mit Vernunft [.] bald zur Narrenzuft“ gehört.[24] Tyll Eulenspiegel täuscht indes in der Jahrmarktsausgabe Gelehrte und erschafft die Illusion eines lesenden Esels.[25] Handlungsabschnitte und Narrationsgruppen stehen in folgendem Verhältnis:
Bogen | Handlungsabschnitte | Narrationsgruppen |
Erster Bogen. | Jagdszenen I und II. | Panel 1 – 3: Einleitung I. |
Panel 4 – 5: Hirschjagd. | ||
Panel 9: Einleitung II. | ||
Panel 10: Hirsch wird transportiert. | ||
Panel 11: Feier. | ||
Zweiter Bogen. | Kasperls Abenteuer auf See und zu Land. | Panel 1 – 2: Einleitung. |
Panel 3: Kasperl und der Haifisch. | ||
Panel 4 – 5: Kasperl und die Eingeborenen. | ||
Panel 6 – 8: Heimreise | ||
Gewitter und Feuerwehreinsatz. | Panel 17: Einleitung. | |
Panel 18 – 19: Feuerwehreinsatz. | ||
Panel 20: Finale. | ||
Jagdszene | Panel 9 – 13: Einleitung. | |
Panel 14 – 15: Hasenjagd. | ||
Dritter Bogen. | Adelsszenen. | Panel 1: Einleitung. |
Panel 2: Anreise. | ||
Panel 3: Ankunft. | ||
Jahrmarktsszene | Keine Panelgruppen. |
Weiterhin wird in der Bogenreihe neben der vorherrschenden Perspektive Auf Augenhöhe auch mehrfach der Establishing Shot verwendet (Erster Bogen: 2 / 21, 9,5 %; Zweiter Bogen: 3 / 20 15 %; Dritter Bogen: 1 / 16, 6,3 %), d. h. 10,5 % aller Perspektiven verwenden den Establishing Shot. Panelrahmen sind nicht vorhanden, die Struktur entspricht demnach Strukturtyp S 3, Abweichung 5: Panel und Text werden nicht umrahmt. Die Bogen folgen der westlichen Leserichtung, das Verhältnis von Text und Bild verhält sich überschnitten, d. h. Teile der Informationen werden vom Bild, andere vom Text vermittelt.
Schattenbilder bzw. Scherenschnitte befinden sich auf der McCloud-Realismuspyramide im Bereich 8 – 9 und 16 – 20 und stellen somit eine Kombination aus Realität und der Bildebene dar. Anders als bei z. B. Kasperl-Theater. Erstes. – Sechstes Stück, wo nicht nur Umrisse, sondern auch Gesichtszüge u. dgl. mehr detailliert portraitiert werden, reduziert der Schattenstil die Figuren auf ihre Umrisse, was – je nach Fähigkeiten des Künstlers – ähnliche Detailgrade erreichen kann. Hinzu kommt die Möglichkeit der Indentifizierung des Rezipienten mit den Figuren. Zwar entsteht durch die Form der jeweiligen Figur eine ungefähre Vorstellung der abgebildeten Person, des Tiers oder Gebäudes, dem Rezipienten bleibt dennoch die Möglichkeit, den Umriss mit eigenen Vorstellungen auszufüllen, was McCloud am Cartoon verdeutlicht (auf zeichnerischer Ebene i. Ü. mit Hilfe einiger Schattenbilder):
Wenn man ein Foto oder eine realistische Zeichnung eines Gesichts vor sich hat… …sieht man daher das Gesicht eines Anderen. Sobald du aber die Welt der Cartoons betrittst… …siehst du dich selbst. […] Der Cartoon ist wie ein schwarzes Loch, in das unser Ich und unser Bewusstsein hineingezogen werden… …eine leere Hülle, in die wir schlüpfen und die es uns ermöglicht, uns in einer anderen Welt zu bewegen. Wir betrachten ihn nicht nur: Wir werden selbst zum Cartoon! […] Durch traditionellen Realismus kann der Comic-Zeichner das Äußere der Welt darstellen… …und durch den Cartoon ihr Inneres.[26]
Wie im Cartoon ist es dem Rezipienten demnach möglich, die Umrisse mit eigenen Vorstellungen zu füllen und er wird zum Protagonisten der Bogen.[27] Ähnlich wie Konewkas Hildebrand und Hadubrand bleibt die Silhouette ein schwarzer Raum – die Möglichkeit der Gestaltung mit Hilfe des negativen Raums wird, im Gegensatz zu Bogen wie Die Kunststücke des Zauberers Carmosinis (Münchener Bilderbogen Nr. 224, externer Link) und Jongleure und Akrobaten (Münchener Bilderbogen Nr. 188, externer Link), kaum genutzt.
Kasperl-Theater (Panelstruktur und Musikbogen: a) und b)) sowie Allerneuestes Schattenspiel für die lieben Kinder (Panelstruktur und Musikbogen: b)) fallen in ihrer Struktur sehr unterschiedlich aus. Während die erste Reihe einzig von der Figur des Kasperls berichtet und sechs Bogen aufweist, findet sich die Figur nur in einem kleinen Teil der Schattenspielreihe (Zweiter Bogen: Panel 1 bis 8. Dritter Bogen: Panel 9) und teilt sich die Bogen mit anderen Geschichten. Folglich werden die Bogen sowohl den Kategorien Wiederaufnahme, Wiederaufbereitung, Serie, Archetypischer Protagonist und Intertextueller Dialog zugeordnet. Bereits in den untersuchten Reihen zeigte sich die Wiederaufnahme des Protagonisten. Sowohl das Kasperl-Theater als auch das Allerneueste Schattenspiel verwenden die Figur des Kasperls in geringem zeitlichen Abstand (beide nach 1871). Das Grundmuster des ständig prügelnden Trunkenbolds in ähnlichen Situationen mit identischem Figureninventar wird zudem in weitere in der Analyse genannten Bogen verwendet, was die Wiederaufbereitung belegt (sich wiederholendes Grundmuster). Ähnlich verhält es sich mit der Serie, die eine Figur (Kasperl) / Situationen (Kasperl prügelt) wiederholen und dem archetypischen Protagonisten, denn die Rolle des Kasperls, seine Motivation und Handlungsspektrum, ändert sich nie. Zuletzt kann der Intertextuelle Dialog nachgewiesen werden, denn Kasperl setzt sich – wenn auch auf Grund der damaligen Aktualität nicht mehr exakt nachweisbar – spöttisch / parodistisch mit Themen und Personen der damaligen Zeit auseinander (vgl. hierzu die Analyse von Kasperl als Rekrut in der Türkei., Korpus 413). Weiterhin handelt es sich bei Kasperl um eine Figur, die immer wieder in den verschiedensten Formen und Bilderbogenverlagen auftaucht. Bereits in den Münchener Bilderbogen gehört er zum Standardinventar und hört auf diverse Namen, etwa Kasper, Harlekin oder Hanswurst. So etwa in Kasperles große Menagerie. Erster und Zweiter Bogen (Münchener Bilderbogen Nr. 130 / 131, externe Links), Polichinel=Spiel (Münchener Bilderbogen Nr. 613, externer Link) – eine Zusammenfassung der Geschichte des analysierten Kasperl-Theaters –, Kleine Schattenbilder (Münchener Bilderbogen Nr. 285, externer Link), Harlekin und Kolumbine (Münchener Bilderbogen Nr. 114, externer Link), Redensarten. Erster Bogen (Münchener Bilderbogen Nr. 189, externer Link), Die Kunststücke des Zauberers Carmosinis (Münchener Bilderbogen Nr. 224, externer Link)[28], Jongleure und Akrobaten (Münchener Bilderbogen Nr. 188, externer Link),[29] Neue Schattenbilder. Zweiter Bogen (Münchener Bilderbogen Nr. 764, externer Link), Der Hanswurst ist los! (Münchener Bilderbogen Nr. 239, externer Link) sowie Der pfiffige Hanswurst (Münchener Bilderbogen Nr. 883, externer Link). Bei diesen Bogen handelt es sich zumeist um diverse mit Versen versehe Einzelbilder. Dennoch darf hier von einer Serie gesprochen werden. Das Polchinel=Spiel (Münchener Bilderbogen Nr. 613, externer Link), sowohl Wiederaufbereitung als auch Serie, präsentiert eine ähnliche Handlung zum Kasperl-Theater – Kasperl trifft ein unbekanntes Tier und verprügelt es, er will trinken, bekommt von der Nachbarin eine Wurst geschenkt und verprügelt sowohl seine Frau als auch die hilfsbereite Nachbarin, ein Offizier will Kasperl einziehen, Kasperl desertiert, aus einer Schachtel springt der Teufel, Kasperl verprügelt ihn und geht Bier trinken. Lediglich kleine Abwandlungen sowie die Anordnungen der Szenen unterscheiden sich vom vorliegenden seriellen Bogen. Festgelegte Hauptcharaktere und Situationen treten immer wieder auf, die Nebenfiguren und der Text ändern sich und erzeugen den Eindruck eines neuen Bogens – eine Szene (Kasperl bekommt Durst) – wird neu hinzugefügt und erweitert die Figur. Unter Einbeziehung dieser Bogen kann die Kasperl-Reihe auch den Panelstruktur- und Musikbogen d) – Mehrere Panelstrukturbogen oder Musikbogen verwenden identische Protagonisten in verschiedenen Abenteuern (unabhängig von Verlag und Zeichner) – zugeordnet werden.
Belege:
[1] Minuth, Johannes: Das Kaspertheater und seine Entwicklungsgeschichte. Vom Possentreiber zur Puppenspielkunst. Frankfurt am Main 1996. S. 21.
[2] Vgl. ebd. S. 21 – 22.
[3] Vgl. ebd. S. 23.
Der Knüppel oder Stock gehört auch zum Inventar des Narren im Tarot. Der Narr, Le Mat, bildet den Ursprung des Tarots, er steht für die sich entwickelnde Person, die verschiedene Grade zu durchschreiten hat, ehe er die Welt, Le Monde, erreicht. Er trägt zwei Stöcke bei sich: Einen, um sein Hab und Gut über der Schulter tragen zu können, sowie einen Spazierstock. Der Stock bzw. Knüppel steht im Tarot de Marseille für eine der zwei irdischen Verlangen (sein Gegenstück sind die Münzen). Er verkörpert sexuelle sowie schöpferische Energie: „Er repräsentiert die Kraft der wachsenden Natur, der schöpferischen und sexuellen Potenz. […] Die beiden aktiven Farben, Schwert und Stab, sind zu zwei schwarzen Symbolen geworden: Pik und Kreuz.“ (Jodorowsky, Alejandro und Marianne Costa: Der Weg des Tarot. S. 62.)
[4] Howard, Ryan: Punch and Judy in 19th Century America. A History and Biographical Dictionary. North Carolina und London: 2013. S. 15.
[5] Ebd. S. 22.
[6] Vgl. ebd. S. 17; S. 41.
[7] Vgl. ebd. S. 39.
[8] Ein Topos, der auch in Hänsel und Gretel Anwendung findet und zum Überleben der Kinder beiträgt:
Und wenn Gretel darin war, wollte sie den Ofen zumachen, und Gretel sollte darin braten, und dann wollte sie’s auch aufessen. Aber Gretel merkte, was sie im Sinne hatte, und sprach: ‚Ich weiß nicht, wie ich’s machen soll; wie komm ich da hinein?‘ ‚Dumme Gans‘, sagte die alte, ‚die Öffnung ist groß genug, siehst du wohl, ich könnte selbst hinein‘, krappelte heran und steckte den Kopf in den Backofen. Da gab Gretel einen Stoß, daß sie weit hineinfuhr, machte die eiserne Tür zu und schob den Riegel vor. Hu! da fing sie an zu heulen, ganz grauselich; aber Gretel lief fort, und die gottlose Hexe mußte elendiglich verbrennen.
(Grimm, Jacob und Wilhelm: Hänsel und Gretel. In: Kinder- und Hausmärchen. Band 1. S. 106 – 107.)
[9] Minuth, Johannes: Das Kaspertheater und seine Entwicklungsgeschichte. S. 37.
[10] Ebd. S. 61.
[11] Ebd. S. 61.
[12] Vgl. ebd. S. 41.
[13] Ebd. S. 63 – 64.
[14] Vgl. ebd. S. 64.
[16] Der Bogen erinnert somit entfernt an Eine Morithat.
[17] Vgl. hierzu auch: Minuth, Johannes: Das Kaspertheater und seine Entwicklungsgeschichte. S. 60 – 64. Zum Spannungsfeld Theater / Comic siehe auch: Hahn Annegret u. Berit Schuck (Hg.): Comic meets Theater. Berlin 2006. Die Kombination von Comic und Theater findet sich indes immer wieder. Das Staatstheater Braunschweig inszenierte z. B. Bertold Brechts Der gute Mensch von Sezuan (Michael Talke) mit Masken, die von der Maskenbildnerin Ellen Hofmann an Barus Comic Elende Helden (Baru und Pierre Pelot. 2009) anlehnte. (Vgl. Preuß, Axel und Angelika Andrzejewski: Der gute Mensch von Sezuan. Parabelstück von Bertolt Brecht. Musik von Paul Dessau. Materialmappe. Braunschweig 2013. S. 10 – 11.)
[18] Kasperls große Menagerie I und II (Münchener Bilderbogen Nr. 130 – 131) zeigt zwar ebenfalls Kasperl, der Bogen selbst präsentiert aber nur mehrere thematisch ähnliche Bilder (Mehrere Einzelbilder) und weist keine Sequenzialität auf.
[19] Universitätsbibliothek Regensburg (Web-Redaktion): Die Schattenkunst im 19. Jahrhundert. http://www.uni-regensburg.de/bibliothek/bilderbogen/schwarze-kunst/schattenkunst/index.html [konsultiert am 14.02.2018].
[20] Vgl. ebd.
[21] Vgl. Korpus 437.
[22] McCloud, Scott: Comics richtig lesen. S. 80.
[23] Ebd. S. 80.
[24] Korpus 436, Panel 15 und 15.
[25] Vgl. Ramberg, Johann Heinrich: Tyll Eulenspiegel. In 55. Radierungen. Text nach der Jahrmarkts-Ausgabe. Mit einem Nachwort von Georg Bollenbeck. Dortmund 1980. S. 98 – 100.
[26] McCloud, Scott: Comics richtig lesen. S. 44 – 49.
[27] McCloud verweist überdies auf die Eigenheit der Ligne Claire, besonders realistische Hintergründe mit abstrahierten Protagonisten zu kombinieren:
In manchen Comics ist dieser Bruch besonders stark ausgeprägt. Herges Tim und Struppi, bzw. die Ligne Claire allgemein, vereint stark stilisierte Figuren mit ungewöhnlich realistischen Hintergründen. Diese Kombination erlaubt es dem Leser, hinter der Maske einer Figur gefahrlos in eine Welt sinnlicher Reize einzutreten. (McCloud, Scott: Comics richtig lesen. S. 50 – 51.)
Im Silhouettenbogen Sommerstriche im Hochgebirg (Münchener Bilderbogen Nr. 1069) lässt sich eine Vorgehensweise nach dieser Art der Ligne Claire bestimmen. Sechs thematisch identische Einzelbilder präsentieren detaillierte Hintergründe in Kombination mit Silhouettendarstellungen diverser Tiere und Urlaubsgäste.
[28] Eine an Kasperl erinnernde Schattenfigur treibt seine Späße mit dem Zauberer Carmosinis. Im dritten Panel des Bogens klemmt er den Zauberer mit dem Kopf in eine Truhe ein. Hierbei handelt es sich um einen Intertextuellen Dialog mit den anderen Kasperl-Bogen, denn auch in Kasperl-Theater. Drittes Stück: Frau Kasperl und die Köchin. wird der Kopf einer Person (Nachtwächter) in einer Truhe eingeklemmt.
[29] Kasperl findet sich gleich in mehreren Schattenbildern wieder. Mal trinkt er Bier, mal schlägt er mit einer Keule zu, mal bläst er in eine Tröte. Es handelt sich bei diesem Bogen um eine Wiederaufnahme. Auch dieser Bogen gehört zu den Münchener Bilderbogen und erscheint 82 Bogen nach dem letzten Kasperl-Theater und 33 Bogen nach dem Allerneuesten Schattenspiel für die lieben Kinder. Mit schönen Sprüchlein für die lieben Kinder. Zweiter Bogen.